Predigt-Nachlese: Qualitäten geistlicher Leitung in Krisensituationen

Predigttext: Apostelgeschichte 27

andreas-achenbach-85762_1280Der äußere Ablauf der Geschichte:

Paulus hatte sich ja auf den Kaiser in Rom berufen. Darum wird er, zusammen mit anderen Gefangenen, einem römischen Hauptmann namens Julius anvertraut, der die Gruppe sicher in die Reichshauptstadt bringen soll. Bei ihm sind außerdem Lukas und Aristarch als seine Begleiter. Die Reise geht mit dem Schiff übers Mittelmeer. In Myra wechseln sie auf ein alexandrinisches Handelsschiff, auf dem nun über 200 Personen unterwegs nach Italien sind. Bei ungünstigem Wind kommen sie schließlich an einen Ort, der “schöne Häfen” heißt in der Nähe von Lasäa. Dort warten sie auf besseres Wetter. Das kommt aber nicht. Die Zeit drängt, und sie beschließen, trotz ungünstiger Bedingungen weiter zu segeln. Paulus, erfahren in Reisen auf dem Meer – dies ist nicht sein erster Schiffbruch -, warnt vor der Weiterfahrt. Aber der Hauptmann will sich lieber auf die vermeintlich größere Kompetenz der Fachleute verlassen, und so lichten sie die Anker.

Und dann bricht die Katastrophe über sie herein in Form eines “Eurakylon” genannten Wirbelsturms. Viele Tage bleibt der Himmel schwarz, und sie treiben völlig orientierungslos auf dem Meer herum.Sie umgürten das Schiff mit Tauen, damit es nicht auseinanderbricht, lassen das Takelwerk herunter und werfen nach und nach immer mehr Ladung und sogar das Schiffsgerät über Bord. Hoffnungslosigkeit übermannt sie. Niemand ist mehr nach Essen zumute.

Schließlich richtet Paulus das Wort an sie: Leute! Hätte man auf mich gehört, wäre das alles nicht passiert! (Niemand widerspricht.) Aber heute Nacht hat Gott mir durch einen Engel sein Wort gegeben, dass ich nach Rom komme! Und euch alle hat er mir geschenkt! Ihr werdet heil hier rauskommen, nur das Schiff ist verloren. Seid guten Mutes! Es wird so kommen, wie Gott es gesagt hat! ich vertraue ihm!

Bald merken sie, dass das Wasser flacher wird. Die Matrosen hecken heimlich einen Plan aus, das Schiff zu verlassen, aber Paulus merkt das irgendwie, und diesmal hat er das Ohr des Hauptmanns. Die Flucht kann verhindert werden. Schließlich ruft Paulus alle dazu auf, etwas zu essen. Sie werden für den letzten Akt Kraft brauchen. Er geht mit gutem Beispiel voran, segnet das Brot und beginnt zu essen. Eine Welle von Hoffnung durchflutet alle, sie stärken sich und werfen dann den restlichen Weizen ins Meer. Als es Tag wird, zeichnet sich eine Bucht mit flachem Strand vor ihnen ab. Auf dem Weg dorthin laufen sie auf eine Sandbank auf, wo das Schiff endgültig auseinanderbricht. Die Wachmannschaft befürchtet, ihre Gefangenen könnten nun das Weite suchen und wollen sie töten, aber Julius lässt es nicht zu. Schwimmend und auf Planken und Wrackteilen gelangen schließlich alle an Land.

Paulus als Beispiel gottesfürchtiger Leitung in Krisensituationen:

Stürme gehören zu unserem Leben. Wir schwimmen ständig gegen den Strom einer gottlosen Kultur, aber auch auf der persönlichen Ebene erleben wir Krisen und überwältigende Nöte. Wenn wir betrachten, wie Paulus sich hier verhält, können wir viel über den Umgang mit Krisen lernen. Wie nötig sind in Krisenzeiten auch solche, die vorangehen, die Initiative ergreifen und die übrigen ermutigen! Was zeichnet nun eine solche gottesfürchtige Leitung aus?

1. Aufgeben ist ein Fremdwort, wenn die Bestimmung noch nicht erreicht ist. Die gottgegebene Mission wird und muss ausgeführt werden. Paulus sagt in Apostelgeschichte 20, dass er entschlossen ist, seinen Lauf mit Freuden zu vollenden. Nichts, aber auch gar nichts, kann ihn davon abbringen!

2. Ein geistlicher Leiter muss geistliche Urteilsfähigkeit anwenden.

3. Die Autorität des Wortes Gottes steht für ihn zu jeder Zeit außer Frage, und er spricht in dieser Autorität. Paulus hatte hier ein direktes Wort von Gott empfangen. Wir dürfen auf dem festen Grund der Heiligen Schrift stehen und sie in Liebe auf jede Situation anwenden.

4. Er stärkt und ermutigt die anderen mit dem Wort Gottes.

5. Er vertraut auf das, was Gott gesagt hat. In diesem Vertrauen kann er auch in schwierige Situationen hineingehen und darin stehen.

6. Er ist in Bezug auf das Wort Gottes völlig kompromisslos.

7. Er leitet durch sein Beispiel. Er liebt und dient und achtet die anderen höher als sich selbst.

Noch eine persönliche Beobachtung (das war nicht in der Predigt): Was mich an dieser Geschichte immer besonders berührt, ist das Versprechen Gottes an Paulus: Ich habe dir all diese Menschen geschenkt. Das sagt so viel über das, was sich die ganze Zeit zwischen Gott und Paulus abspielte! Während er sicher half beim Wasserschöpfen und Ladung rausschmeißen, rang er mit Gott um das Leben dieser Menschen. In den sternlosen Nächten hatte er Zugang zum Thron Gottes mit seiner Bitte: Gib mir diese Leute! Zeig ihnen, dass du ein Retter-Gott bist! Lass sie nicht umkommen! Und Gott hört auf ihn. Das bewegt mich tief, und ist ein Ansporn zum Beten für Verlorene: Gott gibt uns Menschen, wenn wir bitten.

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