Gespräche des Herzens

Auftauchen aus dem Dunkel

Langsam
kristallisiert sich aus dem Schmerz
der Segen heraus.
Ich bin noch am Stolpern
beim Begreifen.
Aber ich danke dir schon.

Deine Geduld mit mir
soll sich gelohnt haben.
Nimm doch von meinem Verstand
die Umklammerung des Trotzes,
dass ich anbeten kann.

Denn das ist es,
wonach ich mich sehne:
Dass deine Größe mein Herz erfüllt,
bis es überläuft,
bis ich schwimme
in Herrlichkeit.

 

Pniel

Ich tue, was ich kann.
– Es ist nicht viel.
Ich ordne meine letzten Möglichkeiten.
Nun bin ich ganz auf dich geworfen, Herr.

Ich hab nichts mehr,
als was du mir versprochen:
dass du in jeder Lage mit mir sein wirst.
Nun tu du so, wie du geredet hast.

Wie lange ist die Nacht im Todeskampf!
Ich kann nicht sterben.
Ach, mein eignes Leben
ist zäh. Wie Unkraut sprosst es täglich neu.
Ich kann nicht Ja zu deinen Wegen sagen.
Ich kann nicht lassen, worauf ich gehofft.

Rühr du mich an
und nimm mir meine Kraft,
auf die ich immer unbewusst gebaut.
Was es auch kostet –
lebenslang geschwächt sein,
ist mir der Segen wert.

Ich lass dich nicht.
Schon zeigt die Morgenröte
mir klarer deine Liebe, dein Gesicht.
Ich brauch, mein Gott, ich brauch ein neues Wesen
– und niemand kann es tun, als du allein.

Ich lass dich nicht,
bis du den Namen änderst.
dein schöpferisches Wort macht mich gesund,
entlässt mich vor des neuen Tages Sonne.

Es ist genug! Ich habe Gott gesehen.
(Nun kann ich auch vor meinem Bruder stehen.)

*****

Pniel (2)

Was sagst du da:
Ich soll dich loslassen?
So kurz vor dem Ziel,
nach so viel Kampf –
was für ein Ansinnen!

Warum forderst du so was?
Wie kommst du auf die Idee?
Ach so – du willst wissen,
wer ich bin?

Nein, der bin ich nicht
– der will ich nicht sein-
der ohne dich weiter geht,
der aufgibt und schlapp macht.
Ich kann nicht mehr,
aber ohne dich kann ich nicht.

Ich – unfähig und kraftlos –,
ich kann dich nicht halten.
Ich kann nicht siegen.
Gib mir die Kraft,
dich zu überwinden.

Denn du willst ja
– ich weiß, du willst –
mir den Segen geben,
und ich will ihn haben,
und mit letzter Kraft
halt ich dich fest,
lass ich mich festhalten.

Denn ich weiß: nach der Nacht
kommt endlich der Morgen,
und wenn ich nicht loslasse,
hab ich gewonnen,
hast du mich gewonnen.

*****

Variation auf Römer 8,24

In diesem Leben
voll Seufzen und Sehnsucht
sind wir getrennt

durch Raum und Dienst,
durch Früher und Später,
durch Ansicht und Einsicht.

Auch für die Freundschaft
kommt den Tag der Erlösung,
wo du aufheben wirst

all unser Beschränktsein
und uns auszahlst das Erbe
der Bruderschaft.

Auf der Strasse der Hoffnung
nährt sich mein Lieben
mit diesem Trost.

*****

Geschwister!

Sie leuchten wie Sterne
an einem nachtkalten Himmel.
Man findet sie
wie seltene Blumen im Felsengebirge.

Sind sie nicht deine Juwelen,
teuer erkauft um Blut,
mit Mühen geschliffen, poliert
unter ständigem Einsatz?

Mir sind sie Verwandte.
Von dir geboren wie ich,
tragen sie deine Züge,
die vertrauten, der Liebe.

Fern von Zuhaus ein Stück Heimat.
Stapf ich durch Wüstensand,
der endlos ermüdend sich dehnt,
begegnet mir ein Gesicht
wie ein Gruß von dir.

*****
Die andere Seite

Was
bringt mehr Schmerzen
als Brüder?

Enttäuschung
reibt das Herz wund.
Unterschiede
ermüden.
Machtkämpfe
töten den Frieden.
Schwächen
verzerren dein Bild.

Mach mir den Blick weit,
dass ich sehe, was du siehst:

Geliebte,
Begnadigte,
Verherrlichte.

*****

Du wirst mich niemals auslachen,
wenn ich dir meine Gefühle offenbare,
mit unbeholfenen Worten danke,
hüpfe und tanze wie ein Kind:

Darum vertraue ich dir.
Deine Liebe treibt die Furcht aus.

Du wirst mich nie zurückstoßen,
wenn ich mich verlangend dir nähere,
verschmutzt und auf Reinigung hoffend,
sehnsuchtsvoll und doch unwürdig:

Darum vertraue ich dir.
Deine Liebe treibt die Furcht aus.

Du wirst nie vorbeigehen,
wenn ich zerstört am Boden liege,
keinen Ton mehr hervorbringe,
nur mein Innerstes schreit:

Darum vertraue ich dir.
Deine Liebe treibt die Furcht aus.

Du wirst mich nie in die Irre leiten,
wenn ich meine beiden Hände ausstrecke,
blind wie ich bin und unwissend,
umlauert von tausend Gefahren:

Darum vertraue ich dir.
Deine Liebe treibt die Furcht aus.

Du wirst mich nie enttäuschen,
wenn ich alle Karten auf dich setze,
auch wenn das so verrückt aussieht,
dass alle den Kopf schütteln:

Darum vertraue ich dir.
Deine Liebe treibt die Furcht aus.

Du wirst mir niemals vorwerfen,
dass ich dir leere Hände entgegenhalte.
Du weißt, dass ich Staub bin
und nur von dir lebe:

Darum vertaue ich dir.
Deine Liebe treibt die Furcht aus.

*****

Dürre

Das tut mir so weh, mein Gott,
dass es stumm ist in mir.
Hab ich kein Wort mehr für dich?
Wo sind die Jubelgesänge
geblieben?

War nicht vor kurzem alles noch Festfeier,
Fülle des Geistes,
Freude und Strahlen,
Wasserströme und Tanzen,
lauter Halleluja?

Jetzt fühl ich mich
wie rissige Erde,
fruchtlos und sinnlos.

– Sei nicht verzagt , Seele,
dein Gott hat Gründe.
Du wirst den Geliebten
wieder finden,
denn auch ihn verlangt es
nach dir.

*****

Herr, mich verlangt nach dir!
Ich möchte dich vor mir sehn,
denn nur an deinem Bild wird meine Seele satt.
Ich möchte den besser kennen lernen und verstehn,
der für mein Leben seins gegeben hat.

Herr, mich verlangt nach dir!
Mach du mein Herz ganz fest,
dass es auf dich alleine nur gerichtet ist.
Den Zwiespalt, der mich nie zur Ruhe kommen lässt,
lös auf, dass ich dich sehe, wie du bist.

Herr, mich verlangt nach dir!
Reiß du aus mir heraus,
was irgend Fremdes zwischen uns sich drängen will,
Ich schaue ständig voller Sehnsucht nach dir aus:
Du bist mein Leben, bist mein Licht, mein Ziel.

Herr, mich verlangt nach dir!
Wär ich doch schon bei dir,
wo ich erkenne, wie du mich erkannt!
Dann liegen Zweifel, Mühen; Kämpfe hinter mir,
Ich bete an den Hirten, der mich fand.

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