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Von geheilten Blinden und blinden Sehenden (Predigt-Nachlese)

lightbulb-2010022_1920Jesus kommt mit seinen Jüngern an einem blinden Bettler vorbei, und seine Begleiter haben eine Frage. Da sie in einer Kultur leben, wo man allgemein von einer Verbindung zwischen Sünde und Krankheit ausgeht, zerbrechen sie sich den Kopf: “ Warum ist dieser Mann schon blind geboren?  Wer hat hier gesündigt – er oder seine Eltern?” Jesus schüttelt den Kopf. “Weder – noch. Gottes Tun soll an diesem Menschen offenbar werden.”  Er sagt ihnen, dass ER das Licht der Welt ist, und er beweist es. Er bereitet einen Teig aus Speichel und Erde und streicht ihn dem Mann auf die Augen und schickt ihn zum Teich Siloah. Dort soll er sich den Schlamm abwaschen.

Der Mann tut das. Er kennt Jesus offenbar vom Hörensagen. Vielleicht hat er schon von seinen Wundern gehört. Und ganz ehrlich – er hat nichts, aber auch gar nichts zu verlieren. Er kann höchstens gewinnen, wenn er tut, was dieser Mann ihm sagt. Und ganz lapidar wird erzählt: Er ging und wusch sich und kam sehend zurück.

Und dann sehen ihn die Nachbarn. “Hä?”, sagen sie und kratzen sich am Kopf. “Ist das der, der immer hier saß, oder ist er´s nicht?” “Doch”, antwortet er fröhlich, “ich bin’s!” “Und wieso siehst du auf einmal?” Er erzählt ihnen: “Dieser Typ, der Jesus heißt, der kam hier vorbei, schmierte mir einen Teig auf die Augen, schickte mich zum Abwaschen nach Siloah, und jetzt kann ich sehen!” “Und wo ist der jetzt?” “Keine Ahnung!”

Irgendwie verspüren die Leute Klärungsbedarf, und so schleppen sie ihn zu den Pharisäern zum “Verhör”. Er muss die ganze Sache noch mal erzählen. Die Pharisäer wissen es sofort ganz genau: “Heute ist Sabbat, und wenn dieser Mensch dich am Sabbat geheilt hat, dann ist er nicht von Gott.” Die Hoheit über die Auslegung  und alle Auslegungsbestimmungen der Gebote liegt bei ihnen – da kommen auch die Realitäten nicht gegen an. Obwohl, ein paar von ihnen steht doch die normale Logik noch im Weg: “Wie kann ein sündiger Mensch solche Wunder tun? Sind sie nicht Zeichen göttlicher Bestätigung?” Der einfache ehemals Blinde, der mit ihren Kompliziertheiten nichts anfangen kann, stellt fest: “Er ist ein Prophet.” Sieht doch jeder, der sehen kann!

Nun, ob ein Wunder ein Wunder ist, muss erst mal überprüft werden. Am Ende sind das alles Fake News, und der Mann war überhaupt nie blind. Also werden die Eltern des Mannes geladen. “Das ist unser Sohn, da sind wir uns ganz sicher. Und er wurde blind geboren. Warum er jetzt sieht, wissen wir nicht. Wir waren nicht dabei, aber der Junge ist doch volljährig. Fragt ihn doch selber.” Es hat sich schon rumgesprochen, dass es einen Beschluss gibt, dass jeder, der sich zu Jesus als Messias bekennt, aus der Synagoge ausgeschlossen wird. Deswegen wollen sie sich da lieber raushalten.

Erneutes Verhör für den Geheilten. (Ob er sich sein neues Leben so vorgestellt hat?) “Nun lass die Lügerei. Gib Gott die Ehre. Wir wissen, dass dieser Mann ein Sünder ist.”

Er zuckt die Achseln. “Ob der ein Sünder ist, kann ich nicht sagen. Was ich weiß, ist, dass ich blind war und jetzt sehe.” Sie graben verzweifelt nach dem Nachweis, der ihr vorgefasstes Urteil bestätigen soll: “Wie hat er das denn gemacht? Wie hat er dir die Augen geöffnet?” Nun geht es dem armen Mann doch über die Hutschnur. “Soll ich das Ganze etwa nochmal erzählen? Wozu? Wollt ihr auch seine Jünger werden?” Jetzt hat er sich klar positioniert, und darauf stürzen sie sich: “Du bist sein Jünger. Wir sind Moses Jünger! Wo dieser Mensch herkommt, wissen wir nicht.”
“Na, das ist ja mal erstaunlich. Ihr wisst nicht, woher er kommt, aber er hat meine Augen geöffnet. Seit wann hört Gott auf Sünder? Ich denke, er hört auf den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut. Es ist noch nie zuvor passiert, dass die Augen eines Blindgeborenen geheilt wurden. Wenn Gott nicht zu diesem Mann stünde, könnte er sowas nicht tun.”

Jetzt langt es ihnen. Der Junge wird frech. Wenn man nichts gegen seine Argumente sagen kann, dann kann man doch seine Person angreifen. “Du bist in Sünden geboren und willst uns belehren?” Sie schmeißen ihn raus.

Das kommt Jesus zu Ohren, und er sucht ihn. Als er ihn gefunden hat, fragt er ihn: “Glaubst du an den Menschensohn (jüdische Bezeichnung für den Messias)?” “Und wer ist das, damit ich an ihn glaube?” “Du hast ihn gesehen”, sagt Jesus. “Es ist der, der mit dir redet.” Er ist es selbst! Und er kann ihn sehen! Er fällt vor ihm nieder und bekennt: “Ich glaube!”

Er hat sich zu Jesus gestellt. (Was auch sonst?) Er glaubt. Und jetzt stellt Jesus sich zu ihm, denn die Pharisäer müssen noch etwas hören. Nicht umsonst hat Jesus den Mann am Sabbat geheilt und so einen Aufruhr provoziert. Er gibt der geistlichen Führung noch einmal die Chance, das Offen-Sichtliche anzuerkennen.

“Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden.” Jetzt könnten sie zugeben, dass sie blind sind und sich von ihrer verbohrten Blindheit von ihm heilen lassen. “Sind wir etwa blind?”, fragen sie. Wird er es wagen, sie so offen zu beleidigen und als blind zu bezeichnen? “Wenn ihr blind wäret, dann hättet ihr keine Sünde. Aber ihr seid der Meinung, dass ihr seht. Deswegen bleibt eure Sünde.”

Wer seine Blindheit nicht zugeben kann, der ist unheilbar. Du und ich, wir sind geistlich blind geboren. Solange wir leugnen, dass wir aufgrund unserer sündigen Natur keine Kraft haben, Gott zu gefallen, kann Gott uns nicht helfen. Solange wir versuchen, Gott, Menschen oder uns selbst mit unseren Selbstverbesserungsversuchen zu imponieren, bleiben wir im Dunkeln.  Sobald wir aber unseren hilflosen Zustand anerkennen, wird Jesus uns die Augen öffnen. Wir müssen uns ihm nur anvertrauen.

1.Johannesbrief 1,8.9:
Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.  Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Zum Nachlesen: Die Geschichte steht im Johannesevangelium im 9. Kapitel.

Haus der Barmherzigkeit – Hoffnung für Hoffnungslose

Pool_of_Bethesda_ruins_2272_(516919910)   Ruinen des Teiches von Betesda, Bildquelle:  By James Emery from Douglasville, United States – Pool of Bethesda ruins_2272, CC BY 2.0, Link

38 Jahre – für die Gesunden und Lebenslustigen fliegen sie schnell vorbei. Sie arbeiten, sie heiraten, sie kriegen Nachwuchs und haben alle Hände voll zu tun. Der Tag ist immer zu kurz für alle Pläne.

Bei ihm war das anders. Er war behindert. Sein Alltag war gekennzeichnet von Einschränkung, Armut, Nutzlosigkeit und Langweile. Und von quälenden Fragen: Was hatte  ihm diesen Fluch eingebracht? Ja, er hatte gesündigt, das wusste er. Ging es ihm deshalb so? Würde Gott ihm jemals vergeben?

Manchmal wunderte er sich selbst, dass die Hoffnung nicht sterben wollte. Immer wieder schleppte er sich in die Säulenhallen an diesem Teich, wo er auch heute lag. Allein der Name dieses Ortes klang wie Musik in seinen Ohren: Betesda, “Haus der Barmherzigkeit”. Barmherzigkeit, das war das, was er brauchte, für seinen Leib und für seine Seele. Er war nicht der einzige: Hier war es voll mit Kranken, Blinden, Gelähmten und anderen Behinderten. Viele kamen mit ihren Verwandten. Denn hier erhofften sie Heilung. Ab und zu bewegte sich das Wasser, und wer dann als erster hineinstieg, wurde gesund. Eine wunderbare Sache für den, der dieser Erste war – und eine schreckliche Enttäuschung für alle anderen. Und für ihn eben das: Enttäuschung auf Enttäuschung auf Enttäuschung. War es früher Zorn auf sich selbst, weil er durch seine Lähmung nicht schnell genug sein konnte, und Neid auf all die, die Verwandte oder Freunde hatten, die ihnen halfen, so war es jetzt nur noch ein tiefes Gefühl der Verlassenheit. Trotzdem kam er immer wieder hierher. Wer weiß, vielleicht gab es ja doch noch irgendwie, irgendwann Barmherzigkeit und Vergebung für ihn? Er hatte auch gar keine andere Wahl, als weiter zu hoffen. Auf jeden Fall hatte er nichts zu verlieren.

Plötzlich bleibt ein Mann bei ihm stehen. Der Mann sieht ihn an, und sieht mitten in sein Herz und sein Leben. Er sieht die ganzen langen 38 Jahre Elend und Traurigkeit, und obwohl der Kranke es noch nicht weiß und versteht, ist hier auf einmal wirklich ein “Haus der Barmherzigkeit”. Der Unbekannte stellt eine ganz einfache Frage: “Willst du gesund werden?”

Ja, wenn das so einfach wäre! “Mein Herr, ich habe keinen Menschen! Ich bräuchte jemand, der mich in den Teich wirft! Die anderen sind immer schneller als ich!” Wie gut es tut, dass einer ihn freundlich ansieht, dass einer ihn mal fragt, dass er seine Not und Hilflosigkeit jemandem sagen kann! Aber die eigentliche Frage hat er gar nicht beantwortet, denn das Gesundwerden, das will er schon, aber er wüsste nicht, wie?!

Es geht diesem Kranken wie mir oft: Ich kann mein Problem gut beschreiben, nur die Lösung kenne ich nicht!

Nun sagt der Mann mit großer Autorität: Steh auf, nimm deine Matte und laufe herum! In diesem Moment versteht der Kranke: Da spricht die Barmherzigkeit Gottes! und steht auf und wickelt seine Matte auf und läuft herum. Er läuft hin, und er läuft her … und das Wunder und die Verwunderung über das Gefühl von Füßen, die stabil auf der Erde stehen, und über Beine, die tragen, ja, mit denen man sogar springen und hüpfen und rennen kann!! … all das breitet sich wellenartig in seinem Körper und seinem Kopf und seinem Herzen aus. Als er sich davon so langsam erholt, guckt er sich nach seinem Wohltäter um, aber der ist nicht mehr da.

Dafür sieht er andere Leute, und die Sorte kennt er. Es sind die Superheiligen, für die er immer außerhalb der Reichweite der Gnade Gottes gelegen hat. Ärger liegt in der Luft, denn sie sind immer auf Fehlersuche, und schon haben sie ihn gesehen: “Warum läufst du mit dieser Matte herum? Heute ist Sabbat!”

Ja, tatsächlich, heute ist Sabbat, aber ein ganz besonderer Sabbat! Heute ist ihm die Barmherzigkeit Gottes begegnet, und so zieht er das Genick nicht ein und senkt die Augen wie sonst, sondern antwortet: “Der Mann, der mich geheilt hat, sagte zu mir: Nimm deine Matte und geh!“ Es steht für ihn außer Frage, dass der, der ihn geheilt hat, eine höhere Autorität ist als diese Sabbatwächter, auch wenn er weder weiß, wer er ist, noch wie er heißt. Und ihre Reaktion ist sehr aufschlussreich. Sie interessieren sich nicht im Geringsten dafür, dass er gesund geworden ist, sie sehen keinen Anlass, ihm zu seinem Glück zu gratulieren, sondern sie bellen: “Wer war dieser Mann, der das gesagt hat?” Aber er kann ihnen dazu leider keine Auskunft geben.

Später trifft er ihn wieder. Der Geheilte ist in den Tempel gegangen, um Gott zu danken. Dort findet ihn Jesus. Jesus weiß, dass die Hilfe noch eine tiefere Dimension haben muss. Der Körper ist geheilt, aber die Seele braucht auch Heilung. Sie müssen über Sünde, Vergebung und Umkehr sprechen. “Du bist jetzt gesund geworden. Sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres passiert!“

Nun weiß er es: Das war Jesus. Das muss er diesen Neunmalklugen sagen. Der Messias, der Retter der Welt, hat ihn gesund gemacht, sich  von allen Leuten am Teich Betesda ausgerechnet um ihn gekümmert und ihn dann nochmal im Tempel gesucht, um ihm zu helfen, dass er von jetzt an ein neues Leben lebt.

Diese Geschichte steht im Johannesevangelium im 5. Kapitel.

Vielleicht drückt dich auch schon lange eine Schuld, ist dein Leben voller Not und Elend, und du hast keine Kraft, etwas daran zu ändern. Zu allem Überfluss musst du sagen: Ich habe keinen Menschen! Dann ist Jesus auf der Suche nach dir und fragt dich: Willst du gesund werden? Er ist nicht nur voller Mitgefühl, sondern er hat auch die Kraft, deine Sünden zu vergeben und dein Leben neu zu machen. Schütte dein Herz vor ihm aus, schenk ihm dein Vertrauen, nimm seine Barmherzigkeit an und kehre um von deinen eigenen Wegen, und du wirst gerettet und neu gemacht!

Von Wundern und Glauben

Ein ganzes Dorf im von den Juden verpönten Samaria hatte sich überzeugen lassen: “Dieser Jesus ist  wahrhaftig der Retter der Welt.” Und dabei hatte Jesus dort kein einziges Wunder getan, außer einer Frau ihr verpfuschtes Leben auf den Kopf zuzusagen und ihr das Wasser des Lebens zu geben. Ihre Erfahrung mit dem Messias war wie ein Stein gewesen, der ins Wasser fällt und Kreise zieht.

Dann reiste Jesus weiter nach Galiläa. Dort hatte er schon mal eine negative Erfahrung gemacht. In Nazareth, seiner eigenen Heimatstadt, hatten sie ihn steinigen wollen, weil ihnen nicht gepasst hatte, was er gesagt hatte. Jetzt aber schienen sie begeistert, dass er kam, denn viele hatten ihn am Passafest in Jerusalem erlebt und zeigten sich doch ziemlich beeindruckt von seinen Wundern und Fähigkeiten. Vielleicht konnten sie auch Nutznießer davon werden? Vielleicht konnten sie hier bei sich zuhause auch so etwas erleben? Das Übernatürliche hat immer eine gewaltige Faszination, aber Jesus will uns nicht faszinieren, sondern er will unser völliges Vertrauen in sein Wort, das zu Gehorsam und Lebensveränderung führt.  Religiöse Erlebnisse, ja, aber Buße und Umkehr und ein Bekenntnis zum Sohn Gottes? So weit wollten die Galiläer nicht gehen.

life-saving-swimming-tube-737370_1280In Kana gab es einen Mann mit einem großen, herzzerreißenden Problem. Er war ein “Königlicher”, ein Regierungsbeamter, und vermutlich auch irgendwie mit dem königlichen Haus blutsverwandt. Aber für seine gegenwärtige Not nützte ihm das alles nichts. Sein Sohn war todkrank, und niemand konnte ihm helfen. Da hörte er, dass Jesus gekommen sei – und wusste: Das ist die Rettung! Und so suchte er ihn auf und bat ihn zu kommen.

Die Antwort Jesu durchsuchte die Motive seines Herzens:

Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehr, so werdet ihr nicht glauben.

War das so bei ihm? Brauchte er ein Zeichen, um Jesus zu glauben, oder kam er, weil er wusste, dass durch Jesus die Barmherzigkeit und Hilfe Gottes vom Himmel gekommen war? Nein, ihn trieb nicht Sensationslust! Er wusste, dass Jesus helfen konnte, und dass er seine einzige Hoffnung war. Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!  Wie konnte er beweisen, dass er ohne zu sehen und zu fühlen an ihn glaubte?

Da gab Jesus selbst ihm eine Möglichkeit dazu: Geh heim, sagte er. Dein Sohn lebt!

Er wusste: Wenn Jesus das sagte, dann war sein Sohn gerettet. Er musste ihn nicht am Arm zu sich nach Hause schleppen. Er hatte die Vollmacht, auch unspektakulär und von ferne zu heilen. Mit dieser Gewissheit machte er sich auf den Heimweg.

Unterwegs kamen ihm seine Knechte entgegen mit der guten Nachricht: Dein Sohn lebt! Es geht ihm wieder gut.  – Wann ist das passiert? fragte er. Gestern Mittag  um eins sank das Fieber, erzählten sie. Da erfüllte ihn eine große Freude. Sein Vertrauen war nicht enttäuscht worden! Das war genau die Zeit, als Jesus ihm sein Versprechen gegeben, und er sich darauf verlassen hatte!

Aus seinem Glauben wurde ein festerer, tieferer, bestätigter Glaube. Sein ganzer Haushalt wurde davon angesteckt. Er hatte bei Jesus Rettung gesucht, er hatte ein Wort der Zusage bekommen, und nun hatten er und viele andere erlebt, dass sein Wort zuverlässig ist. Jesus war der Messias!

Die Geschichte steht in Johannes 4.

Heilung für ein wundes Herz

Unterleibsblutungen seit 12 Jahren! Was für jede Frau dieser Welt schlimm wäre, ist für sie noch schlimmer, denn als Jüdin untersteht sie dem mosaischen Gesetz. Nicht nur ist sie schwach und anämisch durch jahrelangen Blutverlust, sie ist auch für niemand und nichts mehr zu gebrauchen. Ihr Leben teilt sich ein in vorher und nachher. Sie hatte mal Beziehungen, jetzt hat sie keine mehr. Ihr Mann kann mit ihr nichts mehr anfangen, und auch für den Rest der Welt ist sie fast wie eine Aussätzige: nicht nur selbst unrein und befleckt, sondern auch ein Problem für jeden, der ihr nahe kommt. Ihre Kleidung gilt als unrein, wo sie sitzt, wird es unrein, wo sie liegt, wird es unrein. Und das Schlimmste ist, sie ist aus der Gegenwart Gottes ausgeschlossen, sie kann weder in den Tempel noch in die Synagoge. Sie hatte mal Geld, aber das ist auch schon lange her. Sie hat es zu allen erdenklichen Ärzten getragen, immer voller Hoffnung und immer wieder enttäuscht. Es wurde nur schlimmer statt besser.

Jetzt hat sie von Jesus gehört, dass er Kranke gesund macht – völlig kostenlos durch die Kraft Gottes. Aber wie soll sie an ihn herankommen? Er kann ihr, der Unreinen, doch nicht die Hände auflegen! Und sie kann ihm nicht vor einer ganzen Volksmenge von ihrem Problem erzählen – sie würde sterben vor Scham!

Wenn ich mich durchwurschteln kann bis zu ihm hin……und dann sein Kleid anfassen……was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß – er wird es nie erfahren, dass ich ihn verunreinigt habe…..vielleicht ist er auch Gott so nahe, dass es ihm nichts macht? Ich versuche es – ich werde es einfach versuchen!

Sie macht sich auf den Weg. Und dann sieht sie ihn. Ihr Herz klopft wie wild. Ist heute der Tag, an dem sich alles ändert? Er ist im Gespräch mit einem wichtigen Menschen, dem Synagogenvorsteher. Sie gehen und reden, und das ganze Volk ist um sie herum, jeder will immer am nächsten sein. Er wird es niemals merken! Sie quetscht sich durch die Menge, kommt ihm nahe, streckt ihre Hand aus und bekommt einen Moment lang ein Stückchen Stoff zu fassen.

Sie spürt es! Etwas ist geschehen! Die Blutung hat aufgehört, und vor allem ist ihre Kraft wieder da. Sauerstoff schießt  durch ihre Adern, Kopf und Glieder fühlen sich wieder lebendig an! Sie ist geheilt! Wie schön wäre es, wenn sie jetzt jubeln könnte wie die anderen Geheilten, hüpfen und herumtanzen und Danke! schreien. Aber sie hat das Geschenk erschlichen, gestohlen sozusagen; ihr Leib ist geheilt, aber die Scham ist immer noch da, stärker als je zuvor.

Da bleibt Jesus stehen. Wer hat mich angerührt? fragt er. Das Herz bleibt ihr fast stehen. Also Meister, sagen die Jünger, das ist hier ein einziges Geschubse und Gerempel, und du fragst, wer dich angerührt hat? Das ist doch wohl ein Witz! Aber Jesus lässt sich nicht beirren, denn er hat gespürt, dass Kraft von ihm ausgegangen ist: Er schaut sich um und sucht sie. Er scheint sie geradewegs anzusehen, und sie zittert am ganzen Leib. Es hat keinen Zweck, sie muss bekennen! Sie geht zu ihm hin und wirft sich vor ihm nieder: Ich war es! Ich habe mich nicht getraut, dich zu bitten, denn ich war unrein! Ich bin ein beflecktes Nichts, das Gott nicht nahe kommen darf!

Sie wagt nicht zu ihm aufzusehen, aber sie hört seine Stimme: Tochter! sagt er zu ihr. Nie hat er sonst eine Frau so angesprochen. Tochter! Du gehörst zur Familie Gottes! Ich bestätige es dir! Du darfst kommen! Dein Glaube hat dich geheilt. Geh hin in Frieden! Du bist angenommen. Meine Kraft hat dich gesund gemacht, und jetzt gebe ich dir noch mal mein Wort!

Ja, sie ist gesund! Nicht nur ihr Leib, sondern vor allem ihr Herz ist geheilt von dieser abgrundtiefen Einsamkeit, in der sie gelebt hat im Gefängnis ihrer Unreinheit. Sie ist Gottes Tochter, nach Hause gekommen in sein Licht, seine Wärme, seine Liebe.

Diese Geschichte steht im Markusevangelium  5,25-34.

Vielleicht fragst du dich: Was hat diese Geschichte mit mir zu tun? Warum überhaupt diese komischen Gebote mit rein und unrein? Was kann die Frau für ihre Blutungen? – Tatsache ist, wir sind alle unrein in Gottes Augen. Wir sind in die Unreinheit verwickelt von Kind auf, in der Gottesferne geboren und ohne die Aussicht, dass es jemals anders wird mit uns. Alle Versuche zur Selbstverbesserung entpuppen sich irgendwann als Quacksalberei, und nachher geht es uns schlechter als vorher. Unsere einzige Hoffnung ist Jesus und die Verbindung zu ihm. Er tut nichts lieber, als Verzweifelte zu trösten und aufzunehmen. Wenn wir unsere Sünden bekennen, befreit er uns von Schuld und Scham und nennt uns Töchter und Söhne Gottes!

Predigt-Nachlese: Heilung für Leib und Seele

In der jungen Gemeinde waren es die Apostel, die weitergaben, was Jesus sie gelehrt hatte. Aber abgesehen von ihren Worten war da noch die übernatürliche Bestätigung Gottes durch Zeichen und Wunder, die der Heilige Geist durch sie tat. Das eindeutige und unbestreitbare Mitwirken Gottes drückte ihrer Lehre sein Siegel auf.

Unser Bibeltext erzählt, wie Johannes und Petrus zum Tempel gingen, um zur Zeit des Abendopfers zu beten. Sie nahmen den Eingang bei der sogenannten “Schönen Pforte”, und dort saß heute, wie an vermutlich jedem Tag seines Lebens, ein gelähmter Mann, der keine andere Möglichkeit hatte, als sich seinen Unterhalt zusammenzubetteln. Diese Stelle war gut geeignet; die Menschen, die ihr Geld für den Tempel spendeten, hatten auch für ihn oft was übrig. Seit seiner Geburt war er in diesem Zustand; noch nie hatte er seine Beine gebrauchen können. Für  seine Umgebung war er abgestempelt – er oder seine Eltern mussten irgendetwas getan haben, dass Gott ihn so strafte. (Jesus hatte allerdings seinen Jüngern schon bei dem Blindgeborenen erklärt, dass diese Denkweise falsch war).

Jeder kannte ihn, aber keiner sah ihn mehr wirklich – er gehörte sozusagen zum Inventar. Aber Petrus und Johannes, die er auch um ein Almosen bat, sahen ihn an, und sie sahen ihn mit den Augen Jesu.  Der Mann hatte keinerlei Erwartungen an die beiden- außer dass sie ihm etwas Geld gaben. Den Gedanken an Heilung hatte er überhaupt nicht auf dem Schirm – das ging in diesem Fall allein von Gott aus. Diese Heilung vermittelten ihm nun die Apostel  im Namen Jesu-  ungefragt und ungebeten. Sie war sofort und vollständig. Er lief nicht nur ein bisschen wackelig herum, er sprang und lobte Gott! Seine Heilung war so offensichtlich und kein bisschen zweifelhaft, und mit seiner Explosion von Freude und Dankbarkeit erregte er solches Aufsehen, dass auch dieses Wunder, wie an Pfingsten, Petrus wieder eine wunderbare Plattform zum Predigen gab.

Heilt Gott auch heute noch? Ja, das tut er. Aber nicht immer heilt er den Körper; sein Schwerpunkt liegt auf unserem geistlichen Gesundwerden. Manchmal kann sich Gottes Herrlichkeit noch deutlicher in unserer physischen Schwachheit entfalten. Wie vielen Menschen sind Joni Earekson-Tada  oder Nick Vuijcic zum Segen geworden, obwohl  und gerade weil Gott sie nicht geheilt hat! Aber er hat ihre Herzen gesund gemacht, ihre Sünden vergeben, ihr Leben mit Sinn und Auftrag erfüllt – und das ist das größere Wunder.

Es gibt einiges, was ich von dieser Geschichte mitnehme:

  • Das Maß unserer Erwartungen ist nicht das Maß der Möglichkeiten und des Handelns Gottes, s. auch Epheser 3,20! (Das finde ich einen außerordentlich tröstlichen Gedanken!)
  • Der Heilige Geist will uns sensibel machen für die Nöte anderer, besonders derer, die man sonst übersieht.
  • Wenn Gott uns sein Heil und seinen Trost gegeben hat, ist das etwas, was wir weitergeben können und sollen. Er selbst rüstet uns dazu aus; alles, was er von uns braucht, ist unsere Verfügbarkeit.
  • Freude und Dankbarkeit, für das, was Gott an mir getan hat, zieht andere Menschen an und ist ein großartiger Ansatzpunkt für die Verkündigung des Evangeliums!