Predigttext: Apostelgeschichte 11
Warum erzählt man etwas dreimal hintereinander? Wohl weil es um sehr einschneidende Dinge geht, die alles bisher Bekannte auf den Kopf stellen.
Diese Qualität hatten die Erlebnisse, die Petrus im 10. Kapitel der Apostelgeschichte machte. Gott rückte ihm mit einer Vision sein jüdisches Reinheitsdenken zurecht, weil ER vorhatte, auch Heiden als Kinder und Erben in sein Reich aufzunehmen. So wird zuerst erzählt, wie Gott sowohl Cornelius als auch Petrus auf dieses Neue vorbereitete. Dann folgt der Bericht, wie die beiden zusammentrafen und sich gegenseitig ihre Geschichten erzählten. Schließlich verkündigte Petrus Cornelius und seinen Freunden das Evangelium, und sie glaubten ihm. Gleichzeitig fiel der Geist Gottes auf sie, und Petrus musste staunend das Handeln Gottes anerkennen und taufte sie.
Soweit – so gut! Aber in Jerusalem gab es große Aufregung unter den dortigen Christen aus der Beschneidung. “Was? Petrus hat mit unreinen Heiden gewohnt und sogar mit ihnen Tischgemeinschaft gehabt? Das ist gegen das Gesetz! “ Als Petrus dort auftauchte, machten sie ihm ordentlich Stress. Zwar hatten sie selbst die Gnade Gottes gerne angenommen, aber sie waren immer noch dem alten Stolz verhaftet, dass sie als Israeliten über die Heiden erhaben wären, durch Gehorsam gegen die Gebote von ihnen abgehoben und getrennt. Ja, Gott hatte wohl gesagt, dass er auch die Heiden retten wollte, aber selbstverständlich müssten sie dann erst mal Juden werden und sich beschneiden lassen, und dann könnten sie den Messias annehmen!
Es ist so leicht (auch für uns!), zu vergessen, dass Gnade einfach Gnade ist, und nichts was wir erworben oder verdient haben! Nicht, was wir tun, macht uns besonders – was ER getan hat, macht uns besonders! Und deshalb gibt es nicht den geringsten Grund, sich über irgend jemand zu erheben, den Gott zu sich zieht, obwohl er nicht alles einhält, was wir für wichtig erachten.
So kam es, dass Petrus seine Geschichte noch einmal präsentierte. Sechs weitere Brüder, die Zeugen dieser Geschehnisse waren, konnten seine Worte bestätigen. So setzte er es den Kritikern der Reihe nach auseinander, bis sie sich beruhigten und feststellten: „Gott hat also auch den Nichtjuden die Umkehr zum Leben ermöglicht!“
Diese Einsicht war unerlässlich, damit der Missionsbefehl ausgeführt werden konnte “bis an die Enden der Erde”, “allen Völkern”. Nachdem das geklärt ist, greift der Chronist Lukas wieder die Geschichte der Jünger auf, die durch die Verfolgung Jerusalem verlassen mussten und sich überall hin zerstreut hatten. Einige von ihnen waren nach Antiochia gekommen, eine der bedeutendsten Städte des römischen Reiches. Wichtige Handelswege kreuzten sich hier und brachten Wohlstand mit sich. Aber auch für Götzendienst und Unmoral war sie bekannt. Und diese Jünger, deren Namen uns nicht genannt werden, wagten etwas Neues. Bis jetzt hatten sie nur anderen Juden das Evangelium weitergesagt, aber nun erzählten sie es den Heiden – und die glaubten und bekehrten sich zu Jesus!
Es waren nicht nur eine Handvoll, die die Botschaft annahmen, sondern viele! Es war ein eindeutiges Wirken des Heiligen Geistes durch die Verkündigung dieser einfachen Jünger, von denen wir noch nicht einmal wissen, wie sie heißen. Die erste heidenchristliche Gemeinde entstand, und die Nachricht davon erreichte die Gemeinde in Jerusalem. Sie schicketn Barnabas, den Bruder, der dafür bekannt war, dass er die Gabe der Ermutigung hatte, und ein Mann voller Güte und Geduld und Glauben und Heiligem Geist war.
Barnabas sah die Gnade – und freute sich ohne Abstriche! Er “war sehr glücklich, als er sah, was durch die Gnade Gottes entstanden war. Er machte allen Mut, dem Herrn mit ganzem Herzen treu zu bleiben.”
Nicht jeder kann sich über Gnade freuen. Die gute Nachricht zieht Sünder an, verzweifelte, kaputte Menschen, die nichts Gutes vorzuweisen haben in ihrem Leben. Nichts störte die Pharisäer mehr, als dass Jesus Sünder annahm! Deswegen erzählte er ihnen die Geschichte vom verlorenen Sohn. Ehe er eine Wiedergutmachung auch nur anbieten konnte, kam der Vater ihm schon entgegengerannt und schloss ihn in die Arme. Das ist der “Skandal” der Gnade, dass sie keine Vorleistung verlangt, und es gibt immer einen “älteren Bruder”, der es nicht ertragen kann, dass all seine guten Werke ihn nicht besser positionieren als einen begnadigten Sünder. Wir wollen aufpassen, dass wir immer auf dem Boden der Gnade stehen bleiben und nicht wieder auf Werke vertrauen.
Dann können wir uns freuen, wenn Gott nicht nur uns, sondern auch anderen vergibt: “Wer ist solch ein Gott wie du, / der dem Rest seines Eigentums / die Schuld vergibt und die Vergehen verzeiht! / Du hältst nicht für immer an deinem Zorn fest, / denn du liebst es, gnädig zu sein. Er wird wieder Erbarmen mit uns haben, / er wird niedertreten unsere Schuld! / Ja, du wirfst all unsere Sünden / in die Tiefen des Meeres hinab.” (Micha 7,18.19. NEÜ)
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