Stille Zeit-Tipps (4): Ausgewogene Mahlzeiten

Beim Essen hat jeder andere Gewohnheiten, das ist im Allgemeinen auch nicht schlimm. Wenn sich jemand allerdings extrem unausgewogen ernährt, wird sich das irgendwann in Gesundheitsproblemen niederschlagen.

Im geistlichen Leben ist das nicht anders. Gott hat uns die ganze Bibel gegeben, und er hat sich etwas dabei gedacht. Wir brauchen alles davon (nicht nur “Losungen” und ähnliche Häppchen). Dabei ist die Nährstoffdichte nicht überall gleich.

Das Neue Testament kannst du ohne das Alte stellenweise gar nicht verstehen. Das Alte Testament kann dir schwer im Magen liegen, wenn du das Neue nicht studierst. Es gibt keinen allgemeingültigen Tipp, in welcher Reihenfolge man die Bibel lesen sollte – dazu gibt es auch zu viele verschiedene Umstände, in denen wir uns alle befinden (z.B. ob in der Gemeinde, zu der man gehört, die Bibel fortlaufend gelehrt wird oder nach Themen gepredigt wird). Persönlich mache ich es seit vielen Jahren so, dass ich immer abwechselnd ein Buch im Neuen und eins im Alten Testament lese. Das NT lese ich dadurch öfter, aber ich finde das okay; schließlich bin ich ein Kind des Neuen Bundes. Ich behalte so aber immer einen gewissen Überblick, komme bei allen Themen mal vorbei und weiche keinem aus. In den historischen Büchern des AT, wo hauptsächlich der Ablauf der Ereignisse wichtig ist, lese ich vielleicht mehrere Kapitel in einem Rutsch, in den Briefen und Evangelien dagegen verkoste ich jedes einzelne Wort und drehe es zehnmal in Kopf und Herz herum, bis ich es fast auswendig kann – da schaffe ich vielleicht nur einige Verse.

Natürlich gibt es auch bestimmte Themen, die uns gerade umtreiben, die wir mal gesondert studieren wollen. Für die Stille Zeit, die ja bei den meisten Menschen, die arbeiten gehen, einen begrenzten zeitlichen Rahmen hat, scheint mir das nicht so geeignet. Die Gefahr ist zu groß, dass man sich an irgendwelchen Problemen festbeißt, abbrechen muss und “ungesättigt” davon geht. Das würde ich eher auf den Feierabend oder das Wochenende vertagen oder vielleicht Bibel-erfahrene Freunde bitten, sich mal mit mir zusammen damit zu beschäftigen.

Es gibt Leute, die lesen die Bibel in 90 Tagen durch. Das kann man natürlich auch mal machen – ich habe es probiert, und für mich ist das nichts! Ich lese dann schnell und oberflächlich und fühle mich unbefriedigt (was nicht heißt, dass das bei anderen Leuten den gleichen Effekt haben muss). Ich lese lieber fortlaufend einen je nach Gehalt (s.o.) kürzeren oder längeren Abschnitt, rede mit dem Herrn darüber und denke drüber nach und habe was, was ich mitnehmen kann. Ich zähle nicht meine “geleisteten” Kapitel und hake nichts ab. (Ich zähle auch nicht meine Gebetsminuten, weil ich bei Gott eh eine Flatrate habe.) Es geht um eine Beziehung, ums Kennenlernen Gottes, ums Sattwerden an seiner Gnade – das müssen wir bei aller Systematik immer im Auge behalten.

Ein Gedanke zu „Stille Zeit-Tipps (4): Ausgewogene Mahlzeiten

  1. Christina Lehmann

    Hallo Ruth,

    du sprichst mir aus der Seele!

    Ich habe im Januar 2014 bei 1. Mose 1 angefangen und mit ein paar Unterbrechungen, in denen ich „tagesaktuelle“ Abschnitte las, immer weiter gelesen.

    Ich war erstaunt, was es auch in „trockenen“ Abschnitten alles zu entdecken gab. Und ich bin bis zu den Büchern der Chronika gekommen. Dort werde ich in 2015 weitermachen.

    LG Christina

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