Stimmst du dem Kreuz zu?

agree-1728448_1920Warum lehnen so viele Menschen die Botschaft des Kreuzes ab?

Weil das Kreuz unser Todesurteil zeigt. Das Kreuz zeigt, was wir verdient haben. Wir haben die Rechtsforderung Gottes nicht erfüllt. Ob wir nun das Gesetz Gottes kennen und in allen Einzelheiten wissen, wo wir versagt haben, oder ob es nur unser natürliches Gewissen ist, das uns verurteilt – wir wissen es alle, dass wir gesündigt haben. Deswegen wollen wir ja ständig Ausgleich schaffen durch gute Taten, uns bessern oder uns zumindest nach außen weiß anstreichen. Aber Gott, der unsere Sünden genauer gesehen hat als wir selbst und bei dem sie in Büchern verzeichnet und fürs Gericht aufbewahrt sind, zeigt uns durch das Kreuz: Das hast du verdient. Alles. Die Schmerzen, die öffentliche Zurschaustellung deiner Schmach und Schande, die Gottverlassenheit. Erkennst du es an? Stimmst du zu? Dann rechne ich dir das Opfer des einen Reinen und Sündlosen zu und erkläre dich für gerecht.

Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden. 2.Korinther 5,21

… das tat Gott, indem er seinen Sohn sandte in der gleichen Gestalt wie das Fleisch der Sünde und um der Sünde willen und die Sünde im Fleisch verurteilte, damit die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt würde … Römer 8,3.4

Aber das Zugeben, das Anerkennen unserer absoluten Aussichtslosigkeit und Fluch-Würdigkeit und Verlorenheit, das fällt uns so schwer. Und dass dann ein anderer für unsere Sünden geradesteht, dass wir uns gar nicht selbst retten können, das bricht unseren Stolz.

Weil das Kreuz uns alle gleich macht. Wir hoffen immer noch auf den Vergleich: Ich übertreibe zwar manchmal, aber ich lüge nicht (außer wenn´s unbedingt sein muss). Ich mache zweideutige Witze und riskier schon mal einen Blick, aber ich bin doch meinem Partner treu. Ich hasse manche Menschen, aber ich bring niemand um. Ich bin auf jeden Fall besser als XY. Ich setze mich für andere ein. ich liebe meine Familie. Aber es gibt kein Todesurteil „light“ am Kreuz. Es gibt keine Variante für „Halbgerechte“, keine für “über dem Durchschnitt-Gerechte”. Es ist auch völlig egal, ob unsere Sünde gesellschaftlich anerkannt oder total verpönt ist. Wir haben es alle verdient, weil Gott nicht nur unser Verhalten sieht, sondern auch unsere tiefsten Motivationen. Deswegen nehmen die, die das Kreuz für sich annehmen, jeden anderen, der das auch tut, freudig in die Arme, egal, wie er früher gelebt hat. Sie erkennen bei ihm die gleiche Gnade, die sie selbst empfangen haben.

Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht: Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Weichlinge, noch Knabenschänder, weder Diebe noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes erben.  Und solche sind etliche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes! 1.Korinther 6,9-11

Weil das Kreuz die Welt verurteilt. Die damalige Menschheit, repräsentiert durch die jüdische Obrigkeit und die römische Besatzungsmacht, hat durch die Kreuzigung Jesu eine klare Absage an Gottes Reich und König gemacht. “Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrscht”, riefen die Leute. “Ich will nicht, dass er meine Karriere stört”, dachte Pilatus, auch wenn ihm nicht wohl dabei war. Sie haben ihn sehr eindeutig verworfen. Aber man kann Jesus auch dadurch verwerfen, dass man ungestört weitersündigen will. Sogar die Kirche, die ihn offiziell als Herrn anerkennt, kann ihn verwerfen, wenn sie trotzdem dem Zeitgeist oder der Habsucht dient. Worte allein sind keine Umkehr. Wer dem Gekreuzigten anhängen will, muss bereit sein, die Ablehnung der Welt mit ihm zu teilen. An Pfingsten predigt Petrus:

Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht! Apostelgeschichte 2,20

Und im Hebräerbrief werden wir aufgefordert:

So lasst uns nun zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und seine Schmach tragen!  Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Hebräer 13,13.14

Das Kreuz ist der Inbegriff der Liebe und Gnade Gottes. Es macht uns klein in unseren eigenen Augen. Und dann macht es uns wieder “groß”: Wir werden Gottes Kinder und Erben.  Einer meiner Lieblingsverse in der Bibel (den ich fast jeden Morgen singe) sagt es so:

Ihm, der uns geliebt hat und uns von unseren Sünden gewaschen hat durch sein Blut, und uns zu Königen und Priestern gemacht hat für seinen Gott und Vater — Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Offenbarung 1,5.6

Stimmst du dem Kreuz zu?

Von geheilten Blinden und blinden Sehenden (Predigt-Nachlese)

lightbulb-2010022_1920Jesus kommt mit seinen Jüngern an einem blinden Bettler vorbei, und seine Begleiter haben eine Frage. Da sie in einer Kultur leben, wo man allgemein von einer Verbindung zwischen Sünde und Krankheit ausgeht, zerbrechen sie sich den Kopf: “ Warum ist dieser Mann schon blind geboren?  Wer hat hier gesündigt – er oder seine Eltern?” Jesus schüttelt den Kopf. “Weder – noch. Gottes Tun soll an diesem Menschen offenbar werden.”  Er sagt ihnen, dass ER das Licht der Welt ist, und er beweist es. Er bereitet einen Teig aus Speichel und Erde und streicht ihn dem Mann auf die Augen und schickt ihn zum Teich Siloah. Dort soll er sich den Schlamm abwaschen.

Der Mann tut das. Er kennt Jesus offenbar vom Hörensagen. Vielleicht hat er schon von seinen Wundern gehört. Und ganz ehrlich – er hat nichts, aber auch gar nichts zu verlieren. Er kann höchstens gewinnen, wenn er tut, was dieser Mann ihm sagt. Und ganz lapidar wird erzählt: Er ging und wusch sich und kam sehend zurück.

Und dann sehen ihn die Nachbarn. “Hä?”, sagen sie und kratzen sich am Kopf. “Ist das der, der immer hier saß, oder ist er´s nicht?” “Doch”, antwortet er fröhlich, “ich bin’s!” “Und wieso siehst du auf einmal?” Er erzählt ihnen: “Dieser Typ, der Jesus heißt, der kam hier vorbei, schmierte mir einen Teig auf die Augen, schickte mich zum Abwaschen nach Siloah, und jetzt kann ich sehen!” “Und wo ist der jetzt?” “Keine Ahnung!”

Irgendwie verspüren die Leute Klärungsbedarf, und so schleppen sie ihn zu den Pharisäern zum “Verhör”. Er muss die ganze Sache noch mal erzählen. Die Pharisäer wissen es sofort ganz genau: “Heute ist Sabbat, und wenn dieser Mensch dich am Sabbat geheilt hat, dann ist er nicht von Gott.” Die Hoheit über die Auslegung  und alle Auslegungsbestimmungen der Gebote liegt bei ihnen – da kommen auch die Realitäten nicht gegen an. Obwohl, ein paar von ihnen steht doch die normale Logik noch im Weg: “Wie kann ein sündiger Mensch solche Wunder tun? Sind sie nicht Zeichen göttlicher Bestätigung?” Der einfache ehemals Blinde, der mit ihren Kompliziertheiten nichts anfangen kann, stellt fest: “Er ist ein Prophet.” Sieht doch jeder, der sehen kann!

Nun, ob ein Wunder ein Wunder ist, muss erst mal überprüft werden. Am Ende sind das alles Fake News, und der Mann war überhaupt nie blind. Also werden die Eltern des Mannes geladen. “Das ist unser Sohn, da sind wir uns ganz sicher. Und er wurde blind geboren. Warum er jetzt sieht, wissen wir nicht. Wir waren nicht dabei, aber der Junge ist doch volljährig. Fragt ihn doch selber.” Es hat sich schon rumgesprochen, dass es einen Beschluss gibt, dass jeder, der sich zu Jesus als Messias bekennt, aus der Synagoge ausgeschlossen wird. Deswegen wollen sie sich da lieber raushalten.

Erneutes Verhör für den Geheilten. (Ob er sich sein neues Leben so vorgestellt hat?) “Nun lass die Lügerei. Gib Gott die Ehre. Wir wissen, dass dieser Mann ein Sünder ist.”

Er zuckt die Achseln. “Ob der ein Sünder ist, kann ich nicht sagen. Was ich weiß, ist, dass ich blind war und jetzt sehe.” Sie graben verzweifelt nach dem Nachweis, der ihr vorgefasstes Urteil bestätigen soll: “Wie hat er das denn gemacht? Wie hat er dir die Augen geöffnet?” Nun geht es dem armen Mann doch über die Hutschnur. “Soll ich das Ganze etwa nochmal erzählen? Wozu? Wollt ihr auch seine Jünger werden?” Jetzt hat er sich klar positioniert, und darauf stürzen sie sich: “Du bist sein Jünger. Wir sind Moses Jünger! Wo dieser Mensch herkommt, wissen wir nicht.”
“Na, das ist ja mal erstaunlich. Ihr wisst nicht, woher er kommt, aber er hat meine Augen geöffnet. Seit wann hört Gott auf Sünder? Ich denke, er hört auf den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut. Es ist noch nie zuvor passiert, dass die Augen eines Blindgeborenen geheilt wurden. Wenn Gott nicht zu diesem Mann stünde, könnte er sowas nicht tun.”

Jetzt langt es ihnen. Der Junge wird frech. Wenn man nichts gegen seine Argumente sagen kann, dann kann man doch seine Person angreifen. “Du bist in Sünden geboren und willst uns belehren?” Sie schmeißen ihn raus.

Das kommt Jesus zu Ohren, und er sucht ihn. Als er ihn gefunden hat, fragt er ihn: “Glaubst du an den Menschensohn (jüdische Bezeichnung für den Messias)?” “Und wer ist das, damit ich an ihn glaube?” “Du hast ihn gesehen”, sagt Jesus. “Es ist der, der mit dir redet.” Er ist es selbst! Und er kann ihn sehen! Er fällt vor ihm nieder und bekennt: “Ich glaube!”

Er hat sich zu Jesus gestellt. (Was auch sonst?) Er glaubt. Und jetzt stellt Jesus sich zu ihm, denn die Pharisäer müssen noch etwas hören. Nicht umsonst hat Jesus den Mann am Sabbat geheilt und so einen Aufruhr provoziert. Er gibt der geistlichen Führung noch einmal die Chance, das Offen-Sichtliche anzuerkennen.

“Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden.” Jetzt könnten sie zugeben, dass sie blind sind und sich von ihrer verbohrten Blindheit von ihm heilen lassen. “Sind wir etwa blind?”, fragen sie. Wird er es wagen, sie so offen zu beleidigen und als blind zu bezeichnen? “Wenn ihr blind wäret, dann hättet ihr keine Sünde. Aber ihr seid der Meinung, dass ihr seht. Deswegen bleibt eure Sünde.”

Wer seine Blindheit nicht zugeben kann, der ist unheilbar. Du und ich, wir sind geistlich blind geboren. Solange wir leugnen, dass wir aufgrund unserer sündigen Natur keine Kraft haben, Gott zu gefallen, kann Gott uns nicht helfen. Solange wir versuchen, Gott, Menschen oder uns selbst mit unseren Selbstverbesserungsversuchen zu imponieren, bleiben wir im Dunkeln.  Sobald wir aber unseren hilflosen Zustand anerkennen, wird Jesus uns die Augen öffnen. Wir müssen uns ihm nur anvertrauen.

1.Johannesbrief 1,8.9:
Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.  Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Zum Nachlesen: Die Geschichte steht im Johannesevangelium im 9. Kapitel.

Was ist Bekehrung? (2) – Seitenwechsel

arrows-27112_1280Wir befinden uns in der Zeit nach der Himmelfahrt Jesu. Während in Jerusalem das Erntefest gefeiert wurde, wurde der Heilige Geist auf die Jünger ausgegossen, die zusammen waren, um zu beten und zu warten. Diese erste Ausgießung des Geistes war ziemlich dramatisch. Sie wurde auch von der Umwelt wahrgenommen: Die Menschen hörten ein Geräusch wie von einem gewaltigen Sturm, und als sie zusammenkamen, um zu schauen, was da los war, hörten sie die Jünger in vielen verschiedenen Fremdsprachen reden, die keiner von ihnen gelernt hatte. In Jerusalem hielten sich, vor allem zu Festzeiten, Juden und auch Proselyten (zum Judentum konvertierte Heiden) aus aller Herren Länder auf, und diese Menschen waren bass erstaunt, als sie diese Leute, die offensichtlich alle aus Galiläa stammten, verstanden! Und was sie in diesen Sprachen von sich gaben, war das Rühmen der großen Taten Gottes! Das, in Verbindung mit dem Sturmgeräusch, war gleichzeitig spannend und gruselig und ganz eindeutig übernatürlich; nur konnten sie sich keinen Reim darauf machen. Ein paar Hartgesottene spotteten, aber die meisten waren einfach nur aufgewühlt.

Deswegen ergreift Petrus das Wort. Er erklärt ihnen, dass sich hier vor ihren Augen und Ohren ein Phänomen ereignet, das schon im Alten Testament vorausgesagt war. Er führt die entsprechenden Bibelstellen an, die sie sicher zum großen Teil kennen. Und dann sagt er ihnen, dass das hier alles mit Jesus zu tun hat. Vermutlich war kaum einer dabei, der nicht mitbekommen hatte, dass man vor einigen Wochen kurz vor dem Passafest einen Mann namens Jesus gekreuzigt hatte. Petrus erklärte nun, dass dieser Jesus auferstanden war (diese Gerüchte waren ihnen sicher auch schon zu Ohren gekommen), dass er der Messias war, dass er jetzt bei Gott und zu höchster Macht und Ehre erhoben war und das, was sie hier gerade selbst gehört und gesehen hatten, durch ihn ausgegossen worden war. Und er endet mit einer ziemlich drastischen Feststellung: “So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!” (Apostelgeschichte 2,36).

Diese Männer hatten sich bis hierher mit ihrem Volk und ihren Obersten identifiziert. So ähnlich musste man sich vielleicht als Deutscher nach dem Krieg fühlen, als Filme und Dokumentationen eindeutig bewiesen, welche Gräuel unser Volk verübt hat. Man erkennt plötzlich, was “wir” getan haben, und dass es da eine kollektive Verantwortung gibt, der ich nicht ausweichen kann, und die Konsequenzen nach sich ziehen muss. So ist auch hier der Beweis angetreten worden, dass sie wirklich den Sohn Gottes gekreuzigt haben, dass sie verantwortlicher Teil einer Gesellschaft sind, die unter Gottes Gericht steht.

Und so fragen sie: “Was sollen wir tun? Gibt es noch einen Ausweg für uns? Oder sind wir jetzt verdammt?”

“Es gibt Rettung”, sagt Petrus. “Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.” Das bedeutet: Wechselt die Seite. Wenn ihr eingesehen habt, dass ihr auf der falschen Seite wart, dann stellt euch jetzt öffentlich durch die Taufe auf die Seite des Christus. Bekennt euch zu ihm. Gott vergibt euch diese Schuld, ja, mehr noch: Ihr werdet völlig aufgenommen in die neue messianische Gemeinschaft, die den heiligen Geist empfängt. “Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!” (Apostelgeschichte 2,37-40).

Etwa 3000 Menschen reagierten an diesem Tag mit dem öffentlichen Bekenntnis zu Jesus, wohl wissend, dass sie sich damit gegen die Mehrheitsgesellschaft und ihre Obrigkeit stellten und das heftige Konsequenzen haben konnte. Aber ihnen waren die Augen geöffnet worden für die Realität, dass Jesus Christus der Messias war, dass er der Herr war und letzten Endes der Sieger sein würde. Sie konnten das unmöglich leugnen. Und so machten sie Gebrauch von der Gnade der Vergebung, die ihnen so freigiebig gewährt wurde. Sie mussten nichts tun, nichts zurückzahlen, nicht büßen für ihren Irrtum – sie durften einfach zur richtigen Seite wechseln.

Was bedeutet das für uns? Wir alle gehören von Geburt an zu einer Welt, die Jesus als Sohn Gottes und Herrn ablehnt. Mal tut sie das durch Worte, mal durch Taten. Durch unsere Sünden haben wir ihn mit gekreuzigt.  Und diese Welt steht – auch wenn sie das zu ignorieren versucht – unter Gottes Gericht. Wenn wir das erkennen und zugeben können, wird es unser größter Wunsch sein, die Gnade, die uns angeboten wird, anzunehmen und auf die Seite des Siegers zu wechseln. Die Welt wird darüber – genau wie damals – im Allgemeinen wenig begeistert sein.

Dies ist Teil 2 einer Serie, in der ich versuchen möchte, mit verschiedenen Bildern anhand biblischer Aussagen und Geschichten zu zeigen, was Bekehrung ist.

Was ist Bekehrung? (1)

ask-4438244_1920Das Wort “Bekehrung” war das Rätsel meiner Kinder- und Jugendjahre. Bekehrung, so hatte ich gehört, war notwendig, um in den Himmel zu kommen. Manche beschrieben sie als “180 Grad-Wendung”, andere als “zum Kreuz kommen”. Ich konnte mir nichts drunter vorstellen. Da das Kreuz für mich nicht sichtbar war, dachte ich, man müsste so eine Art Fantasiereise nach Golgatha machen, würde dort irgendwie geheimnisvoll ergriffen und verändert. In Büchern und Heftchen weinten die Leute immer sehr über ihre Sünden und begannen dann ein neues, gutes Leben. Meine Sünden (zumindest manche) taten mir auch Leid, aber mehr wegen der sozialen Folgen – und ja, auch wegen der Angst, in die Hölle zu kommen oder allein auf dieser Welt zurückzubleiben, falls Jesus wiederkam. Wenn man aber wissen wollte, “wie Bekehrung ging”, hieß es, man solle seine Sünden bekennen und um Vergebung bitten. Und dann müsse man einfach glauben, dass man jetzt bekehrt und in Sicherheit sei.

Ich versuchte es (aus Angst vor der Hölle). Es funktionierte nicht. Ich war nicht verändert. Ich war immer noch egoistisch und arrogant, lesesüchtig und ungehorsam und hatte so manches zu verheimlichen.  Irgendwann beschloss ich, dass diese ganze Geschichte entweder nur was für bestimmte Auserwählte war, zu denen ich offensichtlich nicht gehörte, oder dass es diesen Gott gar nicht gab und ich irgendwie mein Leben selbst in die Hand nehmen musste. Und zu dem Zeitpunkt war dieser Wunsch sowieso übermächtig geworden, mein Leben nach meinen eigenen Wünschen und zu meiner eigenen Ehre zu gestalten, so dass ich mehr als willig war, mit dem Zeitgeist zu schwimmen, verstaubte Moralvorstellungen und Restriktionen über Bord zu werfen und mehr oder weniger mein eigener Gott zu werden.

Erst mal ging das aber nicht so einfach wegen der Strenge meiner Eltern, für die ich ihnen immer noch dankbar bin. Ich mag mir kaum ausmalen, was für unwiderrufliche Übel ich mir sonst selbst angetan hätte. In all dem war ich unglücklich und depressiv, weil das Leben keinen Sinn hatte.

Und dann geschah ein Wunder. Der Herr trat in mein Leben, offenbarte mir seine Liebe, zeigte mir, dass er schon weiß, dass ich mich nicht ändern kann und dass er es tun wird. Ein mächtiges Vertrauen durchflutete meine Seele, eine große Leichtigkeit, als diese Last, meine Erlösung selbst bewirken zu müssen, von meinen Schultern genommen war. Denn genauso hatte ich “Bekehrung” immer verstanden: Du musst was tun. Du musst was bekennen. Du musst was glauben. Du musst dein Leben ändern.

Und nun stand ich da und staunte. Ich war ein neuer Mensch. Ich wollte bekennen, aber nicht um für meine Sünden zu büßen, sondern um die Gnade Gottes zu rühmen, der so einen rebellischen Menschen liebt, und auch, weil ich keine “Störung” wollte in diesem neuen Liebesverhältnis. Ich wollte Änderung und vertraute mich begeistert diesem wunderbaren Pädagogen an, den ich in meinem himmlischen Vater gefunden hatte. Ich gab die Verantwortung für mein Leben in die Hände dessen ab, der den besten Plan hatte. Und auf einmal “funktionierte” es – nicht, dass ich plötzlich sündlos und fehlerfrei war, aber dass ich das überhaupt von Herzen wollte, und nicht aus Angst vor der Hölle, sondern aus Liebe. Ja, ich stand da und staunte und dachte: “Es ist passiert. Du bist bekehrt. Er hat es gemacht. Das geht nie mehr weg, und es ist wunderbar. Du bist zuhause angekommen.”

Seitdem beschäftigt mich die Frage immer wieder mal: Was ist Bekehrung eigentlich – im Kern? Denn die Bibel fordert Menschen auf: “Tut Buße und bekehrt euch.” Was ist damit gemeint? Ist es ein “Werk”, das man tun muss? Wieso kann man zu etwas aufgefordert werden, was man gar nicht kann und daran das ewige Schicksal geknüpft werden? Ich kann ja nicht nur von meiner Erfahrung ausgehen.

Vor einiger Zeit kam mir die Idee, mal zu studieren, wie die Bibel, besonders in den Apostelbriefen, Bekehrungen beschreibt. Auch kann man in den Evangelien und in der Apostelgeschichte “Fallstudien” machen. Damit will ich mich demnächst hier beschäftigen.

Die alte Weihnachtsgeschichte neu erzählt

Josef stürmt herein. „Maria“, ruft er, „du glaubst es nicht, was die Römer schon wieder ausgeheckt haben!“

„Warum, was ist los?“, fragt sie. „Jetzt wollen sie eine Volkszählung machen. Wohl, damit sie ihre Steuern besser erheben können. Und dazu muss jeder dahin, wo die Familie herstammt, und sich da registrieren lassen. Für uns heißt das, wir müssen nach Bethlehem. Und wie immer ist es denen da oben völlig egal, was das für den einzelnen kleinen Mann bedeutet.“

Maria streicht über ihren gerundeten Bauch. „Das ist eine ganz schöne Strecke bis Bethlehem“, sagt sie bedächtig. „Ja, genau das macht mir Sorgen“, antwortet ihr Mann. „150 Kilometer in deinem Zustand! Jetzt, wo das Baby bald kommt. Wirst du das schaffen?“

Nachdenklich meint sie: „Weißt du, bis hierher hat mir Gott geholfen. Es ist ja sein Kind, das ich hier trage. Es gab so vieles, wo ich mich gefragt habe: Wie soll das werden? Aber bis jetzt ist alles gut geworden. Ich werde auch dafür die Kraft bekommen. Und außerdem – nach der Geburt müssten wir eh nach Jerusalem, um das Kind in den Tempel zu bringen. Da haben wir es dann nicht mehr weit, wenn wir schon mal in Bethlehem sind. Wir können langsam machen. Am Sabbat machen wir sowieso Pause …“ Und plötzlich, wie elektrisiert: „Bethlehem! Das ist doch sehr passend, wenn unser Kind in der Geburtsstadt Davids zur Welt kommt. Schließlich hat der Engel doch gesagt, er wird auf Davids Thron sitzen.“

„Stimmt“, sagt Josef. „Jetzt, wo du’s sagst … Ich erinnere mich dunkel, dass da auch etwas war mit einer alten Verheißung, dass der Messias in Bethlehem geboren wird.“ Der Messias. Marias Hand legt sich wieder auf den Bauch. Im Alltag vergisst sie manchmal, dass sie nicht einfach irgendeine schwangere Frau ist. Dass sie ein göttliches Kind trägt. Nach dem dramatischen Anfang ist das Leben so normal geworden. Sie hat ein Heim und einen Mann und muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass dieses nicht Josefs Kind ist, sondern der Sohn des Höchsten, der Messias. Aber jetzt, mit der Erwähnung Bethlehems, schiebt sich das wieder in den Vordergrund. „Das ist ja interessant“, sagt sie. „Ja, das Kind muss in Bethlehem geboren werden. Es ist ein merkwürdiger Gedanke, aber am Ende ist es gar nicht der Kaiser von Rom, der sich das ausgedacht hat? Ich meine, natürlich hat er sich das ausgedacht, aber dahinter steckt der wahre Weltenlenker?“

Sie schauen sich an und nicken gleichzeitig. „Maria, du bist ein klasse Mädchen. Dein Gottvertrauen setzt mich immer wieder auf die richtige Spur. Ich bin schon fast nicht mehr sauer. – Lass uns packen“, sagt Josef. „Pack alles ein, was du für die Geburt und das Baby brauchst. Ich kümmere mich um Geld und Proviant, und dann starten wir so bald wie möglich.“

Sie machen sich an die Arbeit.

Viele Menschen sind auf den Straßen unterwegs. Je näher sie Bethlehem kommen, desto voller werden die Wege. Josef spürt, wie die Sorgen wieder auf ihn einstürmen. Bis jetzt ist alles gutgegangen; sie haben auch immer einen Platz zum Übernachten gefunden. Aber nun scheint es, dass alle Welt zu dieser kleinen Stadt strömt. So lernt man zwar mal die ganze weitläufige Verwandtschaft kennen. Aber kann dieses kleine Städtchen so viele Besucher fassen? Wo sollen die alle unterkommen? Wo sollen sie unterkommen? Wird er für diese zwei wunderbaren Geschöpfe sorgen können, die Gott ihm da anvertraut hat? Das ist der Anspruch, den er eigentlich an sich hat, aber er sieht seine Möglichkeiten schwinden.

Tatsächlich ist Bethlehem total überfüllt. Kein Gastzimmer ist mehr frei. Aber sie können bei den Tieren unterkommen, was auf jeden Fall besser ist als die Straße. Hier geschieht es auch, dass die Wehen einsetzen, und einige Stunden später wird Maria von einem kleinen Jungen entbunden. Glücklich und erleichtert betrachtet sie ihn, und wie alle Mütter denkt sie: „Das ist das schönste Baby der Welt! Möge er ein gesegnetes Leben haben! – Herr!“, betet sie. „Lass dieses Kind gesegnet sein! Erfülle deine Verheißungen! Lass es auf dem Thron Davids sitzen!“

Nun, im Moment kann von einem Thron nicht die Rede sein. Nachdem sie es in Windeln und Tücher gewickelt hat, ist die Frage: Wohin mit dem Kind? Auf dem Boden ist schlecht, da könnte man aus Versehen drauftreten oder ein Tier drüberlaufen. Der Futtertrog scheint ihr der sicherste Platz. Und so legt sie den Kleinen dort hinein.

Mitten in der Nacht reißt jemand die Tür auf und leuchtet hinein. „Hier ist er!“, ruft eine aufgeregte Männerstimme. Hinter ihm her poltert eine ganze Horde ungehobelter Männer herein. „Entschuldigung“, sagt der Anführer, „aber die Engel haben uns geschickt!“  „Engel?“, fragt Josef mit gerunzelter Stirn. „Ja! Wir sind Hirten und haben auf dem Feld bei unseren Schafen Wache gehalten. Da war da plötzlich ein Mann, der ganz hell strahlte. Ich wusste sofort, dass es ein Engel war. Wir hatten alle Angst, denn sowas ist uns noch nie passiert, und mir fielen sofort alle meine Sünden ein. Aber er sagte, wir sollten uns nicht fürchten. Er hätte eine gute Botschaft. Der Retter, auf den wir so lange gewartet haben, wäre heute geboren worden.“ „Genau!“, fuhr ein anderer fort. „Und dann hat er uns ein Zeichen gegeben. Er wäre hier in Bethlehem geboren und läge in Windeln in einer Futterkrippe.  Dann kamen noch mehr Engel und haben Gott gelobt und von Frieden und Wohlgefallen gesprochen, und dann sind sie wieder ab in den Himmel.“ Maria hörte stumm zu. Was für eine Geschichte! „Und nun sind wir von Stall zu Stall gezogen. Das war das erste und einzige Baby, was wir in einer Futterkrippe gefunden haben – also nehmen wir mal an, dass er das ist!“ Sie betrachten das Kind – sehr besonders sah es nicht aus. Ein ganz normales Baby halt, nur in einem sehr ungewöhnlichen Bett. „Ja“, sagte Josef, „das ist der, von dem die Engel euch erzählt haben.“ Sie stehen noch eine Weile herum, aber mehr gibt es hier nicht zu sehen oder zu sagen. Aber woanders werden sie auf interessierte Ohren treffen. Sie, die einfachen, verachteten Hirten, haben die Nachrichten des Tages. Also machen sie sich auf den Weg, um es allen zu erzählen.

Maria aber ist ganz nach innen gekehrt. „Herr“, sagt sie, „das sieht hier alles nicht so aus, wie das, was es nach deinem Wort ist. Aber immer, wenn ich mich frage, ob ich nicht vielleicht doch spinne, kommt wieder eine Bestätigung. Ich komm mir vor, als wäre tief in mir eine Schatztruhe. Da liegen all die Erfahrungen drin, die ich mit dir gemacht habe. Der Besuch des Engels bei mir, der Schrecken, die großen Worte, die er gesprochen hat. Die große Freude. Die Tatsache, dass ich tatsächlich ohne Mann schwanger geworden bin. Die Ermutigung durch Elisabeth, deren Kind im Mutterleib vor Freude gehüpft ist, als wir uns begrüßten. Dass Josef kam, nachdem er schon unsere Verlobung auflösen wollte, und mir sagte, dass er nun wisse, dass ich ihm nicht untreu geworden bin, und dass wir sofort heiraten würden. Dass der Kaiser uns gezwungen hat, nach Bethlehem zu gehen. Jetzt diese Männer, die auch wieder Engel gesehen haben … das alles kann kein Verstand erklären, und es ist doch wahr. Und immer, wenn ich anfangen werde zu zweifeln, weil ich das Leben nicht verstehe und alles so aussieht, als sei es nicht das, was es doch nach deinen Worten ist, dann werde ich meine Truhe hervorholen und meine Schätze Stück für Stück betrachten und mich vergewissern, dass du deinen Plan hast und durchführen wirst.“

„Komm“, sagt Josef, „das war alles anstrengend und aufregend. Leg dich noch ein bisschen hin, solange das Baby schläft. Wer weiß, was noch kommt.“

Die Geschichte steht in der Bibel in Lukas 2.