Predigt-Nachlese: Leben im Geist – ganz praktisch

Predigttext: Galater 6

Wir sind frei vom Gesetz und leben durch den Heiligen Geist. Aber wie sieht das im Alltag aus?

Wir werden immer noch versucht und können von der Sünde überrascht und überrannt werden. Niemand sollte denken, dass ihm das nicht passieren kann! Wir brauchen dann weder jemand, der unsere Sünde kleinredet oder ignoriert, noch jemand, der noch drauftritt, wenn wir am Boden liegen. Wir brauchen jemand, der uns zurechthilft, und das braucht manchmal Zeit. Und deswegen müssen wir auf der einen Seite wachsam sein und beten, dass wir nicht selbst versucht werden, und auf der anderen Seite bereit sein, dem beizustehen, der in Sünde gefallen ist. Allerdings setzt das voraus, dass derjenige das auch will und nicht etwa an seiner Sünde festhält und einen Friedensvertrag mit ihr geschlossen hat.

Das Gesetz Christi ist sein neues Gebot der Liebe zueinander. Dazu gehört, dass man das mit trägt, was der Bruder oder die Schwester alleine nicht tragen kann. Allerdings muss man sich vor dem Umkehrschluss hüten, dass die anderen für meine Probleme zuständig und sozusagen verpflichtet sind, mir zu helfen, und ich das fordern könnte. Das Evangelium befreit von dieser “Ich-im-Zentrum”-Perspektive. Wir können die sein, die damit anfangen, uns nach hinten zu stellen und den Nächsten nach vorn!

Was uns daran hindert, ist unser Stolz. Sind wir uns zu gut, um anderen zu dienen? Unser Stolz ekelt Gott – er ist ihm widerlich. Stolz ist der Grund, warum Menschen in die Hölle gehen. Den Ungläubigen hindert er, seine Verlorenheit und Schwachheit anzuerkennen und zu Jesus um Hilfe zu schreien.  Aber auch wir Gläubigen können geistlichen Stolz entwickeln, und das war das Problem der Galater. Stolz macht uns blind für unsere eigene Sünde und lässt uns auf denen herumhacken, die unsere Gesetze nicht befolgen. Wenn wir mal genau in den Spiegel gucken, werden wir unsere Schwachpunkte schon sehen, und dann haben wir genug an der Verantwortung für unsere eigenen Fehler und können uns über niemanden erheben.

Die Liebe gebietet uns auch, die zu unterstützen, die uns das Wort Gottes lehren. Sie nehmen damit eine gewaltige Verantwortung auf sich, denn Gott verlangt von ihnen Rechenschaft für das, was sie sagen (oder nicht sagen). Deswegen ist das auch nichts, worum man sich reißen sollte! Hier ist vor allem an materielle Güter gedacht, aber auch an geistliche Gemeinschaft, an Fürbitte, an das Abnehmen von Tätigkeiten, die den  zum Lehrdienst Beauftragten an seiner eigentlichen Aufgabe hindern (vgl. Apg.6).

Unser ganzes Leben funktioniert eigentlich nach dem Natur-Prinzip von Saat und Ernte. Wenn du Weizen säst, wächst kein Mais. Aus Apfelkernen entsteht kein Kartoffelbaum. Wer auf seine eigene Natur sät, wird von ihr den Tod ernten. Wer auf den Geist Gottes sät, wird von ihm das ewige Leben ernten. Das was du erntest, wird wesensmäßig dem entsprechen, was du gesät hast. Wir denken da oft unlogisch. Wir leben unserer eigenen Lust und wundern uns, dass wir die Gemeinschaft mit Gott verlieren. Wenn wir jede Gelegenheit ergreifen, um Gutes zu investieren, vor allem in die Gemeinde, die Familie Gottes, dann wächst auch Gutes. Wenn wir uns gehen lassen und unsere eigenen Interessen verfolgen, wird eine vergiftete Atmosphäre das Ergebnis sein.

Bei den Galatern gab es solche Menschen, die die ganze Gemeinde durcheinander brachten. Paulus deckt hier ihre wahren Motive auf. Sie wollen Ansehen in der jüdischen Community, und dafür opfern sie die Freiheit der anderen und drängen sie, sich beschneiden zu lassen. Sie wollen die Verfolgung und das Ärgernis des Kreuzes vermeiden. Der Teufel will uns immer einreden, es ginge auch ohne das Kreuz, und mit ein paar Kompromissen könnten wir die Härten entspitzen und das Ansehen der Gesellschaft gewinnen. Für Paulus dagegen ist das Kreuz die Mitte seines Lebens und seiner Botschaft. Es verurteilt sowohl die zügellose Sünde als auch die selbstgerechte Religiosität. Diese Dinge liegen hinter ihm; er ist ihnen gegenüber tot. Er weiß, dass vor Gott nicht zählt, wer wir sind und was wir tun, sondern nur die neue Schöpfung, Gottes eigenes Werk. Gottes Gnade genügt uns, und auf diesem Weg ist Frieden und Barmherzigkeit. Für diese Erkenntnis und für dieses Evangelium hat er so viel gelitten, und darum wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass die Galater und auch wir fest dabei bleiben!

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