Mein Dank an Jesus

thank-you-391055_1280Herr, auch wenn ich dieses ganze Weihnachtsbrimbamborium weder mag noch brauche (du auch nicht, ich weiß) – DANKE!

Danke für dein Ja vor Grundlegung der Welt, dass du bereit warst, dir einen menschlichen Leib bereiten zu lassen, um uns nahe zu sein, unsere Sünden und Krankheiten auf dich zu laden und ans Kreuz zu tragen, dich an unserer Stelle dem gerechten Zorn Gottes auszuliefern und uns zu erlösen.

Danke, dass du Knechtsgestalt angenommen und das Gesetz erfüllt hast. Danke, dass deine Armut uns reich macht, dein Sterben uns Leben gibt, dein Knecht-Werden uns zu Königen und Priestern macht.

Danke für Versöhnung mit Gott, für einen zerrissenen Vorhang, für Vergebung und ein reines Gewissen, danke für Zugang zum Vater. Danke, dass du, ewiges Wort, Fleisch geworden bist, um unter uns zu wohnen. Danke, dass du uns deine Brüder nennst, dass du uns gezeigt hast, wie Menschsein vor Gott aussehen soll.

Danke, dass du uns vor Gott vertrittst als barmherziger und treuer Hohepriester, der jede menschliche Schwachheit und Versuchung kennt und doch nie gesündigt hat. Danke, dass du uns verstehst und uns helfen kannst zu überwinden.

Danke, für eine lebendige Hoffnung; danke, dass du uns von der Todesfurcht befreit und Zukunft über den Tod hinaus gegeben hast. Danke für die Wohnungen, die du uns im Vaterhaus bereitest. Danke, dass uns nichts von deiner Liebe trennen kann.

IMMANUEL: Gott mit uns. Danke! JESUS: Gott rettet. Danke!

Wofür beten–für die Gemeindeleitung?

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Eine Gemeinde braucht Männer, die die Verantwortung übernehmen, und das sind hoffentlich solche, die der Heilige Geist eingesetzt hat (Apostelgeschichte 20,28) und die sich der Verantwortung bewusst sind, dass Gott ihnen sein allerhöchstes und mit dem Blut seines Sohnes teuer erkauftes Gut in dieser Welt anvertraut hat.

Aber wir anderen haben auch Mitverantwortung. Unsere Aufgabe ist es, für unsere Leiter zu beten. Wenn wir das nicht tun, zeigen wir damit, dass wir auf Fleisch vertrauen. Wir denken: Die machen das schon, und vergessen, dass nur Gott sie dazu befähigen kann, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Oder wir “helfen” mit Kritik oder, schlimmer noch, Reden hinter dem Rücken. Aber wenn unsere Leiter ihren Dienst nicht mit Freuden tun können, haben wir den Schaden davon. Deswegen ist unser Anteil an der Sache, dass wir uns unterordnen, und dass wir beten (Hebräer 13,17-18).

Um was also sollten wir beten? Ich stütze mich dabei meist auf die Abschnitte in der Bibel, die die Aufgaben der Ältesten beschreiben.

Ich bete, dass sie es aus der rechten Herzensmotivation tun, dass sie es nicht als Zwang und Last empfinden, sondern als etwas, das sie für Gott gerne und aus Liebe tun; dass weder Geld noch Machtbedürfnis oder Ansehen eine Rolle spielen (1.Petrus 5,2-3).

Ich bete, dass sie das rechte Aufgabenverständnis haben, nämlich die „Herde“ zu beschützen vor Menschen, die Eigeninteressen vertreten, die Irrlehre oder Spaltung in die Gemeinde bringen (Apostelgeschichte 20,29-30) oder auch Sünden, die die ganze Gemeinde infizieren (1.Korinther 5, Hebräer 12,15). Dabei bete ich, dass sie wachsam sind, und dass auch die nötigen Informationen, über die Dinge, die falsch laufen, bis zu ihnen durchdringen. In einem Zeitalter, wo ein Großteil der Gemeinde seinen geistlichen Input aus einer unübersichtlichen Fülle an YouTube- und TikTok-Kanälen bezieht, ist das eine fast unmögliche Aufgabe. Ich bete, dass sie gastfrei und zugänglich sind, schon damit sie überhaupt ihre „Schafe“ kennen, dass sie offene Augen und Ohren haben.

Ich bete, dass ihr Familienleben ihnen kein Bein stellt durch Rebellion im eigenen Haus, dass sie weise sind und sich Zeit vorbehalten für Ehe und Kinder, also eine gute Church-(Work)-Family-Balance hinkriegen und ihre Prioritäten nicht aus dem Auge verlieren; dass ihre Ehefrauen von ganzem Herzen mit ihnen an einem Strang ziehen.

Ich bete, dass sie sich Zeit nehmen, die Schrift zu studieren und dort alle Antworten zu suchen, damit sie lehrfähig sind und das nötige Handwerkszeug haben, um die Gemeinde im Wort Gottes zu unterrichten, ein Bollwerk gegen Irrlehre aufzubauen, Menschen in der Seelsorge weiterzuhelfen und Widerspruch zu entkräften.

Ich bete, dass sie teamfähig sind, nicht eigenmächtig, nicht streitsüchtig, aber auch wahrheitssuchende Auseinandersetzung innerhalb der Leiterschaft offen führen und zum Schluss immer – wie beim Apostelkonzil in Jerusalem – einstimmig werden und sagen können: „Es hat dem Heiligen Geist und uns wohlgefallen …“ (Apostelgeschichte 15,28).

Und schließlich bete ich, dass sie beten! Dass sie sich ihrer Abhängigkeit von Gott bewusst sind und wissen, dass sie ohne Jesus nichts tun können – damit sie am Ende mit dem Oberhirten Jesus sagen können: „Die du mir gegeben hast, habe ich behütet, und keiner von ihnen ist verlorengegangen …” (Johannes 17,12).

Was die Depression mich lehrte (Gastbeitrag)

Depressionen erscheinen uns oft als sinnloses Leiden. Naomi-Vedder – Schwesterherz – Von Frauen. Für Frauen.

Man kann sich kaum vorstellen, wozu das gut sein soll.

Deshalb habe ich meine Tochter, Naomi Vedder, gebeten, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.


Ich wurde gebeten, etwas darüber zu schreiben, was ich durch die Depression oder in der Depression gelernt habe. Was hat die Depression in meinem Leben aufgedeckt, und wie kann ich jetzt –  etwa 7 Jahre später – sagen, dass die Depression mir zum Segen wurde?

Dazu möchte ich unbedingt vorwegschicken, dass die schwere depressive Phase bei mir nicht allzu lange gedauert hat und in Verbindung mit Anzeichen eines Burnout daher kam. Es gibt viele verschiedene Ursachen für Depressionen, und nicht alle meine Erfahrungen lassen sich auf andere übertragen oder sind für andere hilfreich. Ich weiß, dass meine Leiden im Vergleich zu denen anderer möglicherweise harmlos waren, und dass es Glaubensgeschwister gibt, die über viele Jahre hinweg in tiefster Dunkelheit ausharren.

Ich bin keine Fachfrau in Sachen Depression. Ich gebe lediglich meine ganz persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse weiter. Eventuell können sie dem einen oder anderen eine Hilfe und Ermutigung  sein – das würde mich freuen.

Ich versuche zu erzählen, was ich über Gott und mich selbst gelernt habe, und was die Depression bei mir aufgedeckt hat.

In dem Buch „Depression – Die hartnäckige Dunkelheit“  von Edward T. Welch wird ein Kapitel mit dem Titel überschrieben: AUF DIE DEPRESSION HÖREN. Dieses Buch war mir in meiner Depression der treuste Begleiter. Ich fühlte mich verstanden und herausgefordert, wenn ich darin las, und es hat mich ermutigt, nicht aufzugeben und mehr nach dem „Wozu“ als nach dem „Warum“ zu fragen.

So habe ich also versucht, nicht ständig zu fragen, warum ich nun in diese schreckliche Lage geraten bin, und wie ich schnellstmöglich wieder da rauskomme, sondern auch: „Was will Gott mir möglicherweise durch diese Depression zeigen, was muss ich lernen, und wozu kann die Depression mir dienen?“

Und Gott hat mein Fragen gehört und Stück für Stück einige Dinge in meinem Leben aufgedeckt, die mir vorher gar nicht so bewusst waren.

In Stichpunkten war das vor allem Stolz und Hochmut, Menschenfurcht, ein falsches Gottesbild und ein falsches Selbstbild, Vollkommenheitsstreben und teilweise falsche Prioritäten. Was ich damit im Einzelnen meine, versuche ich im Folgenden zu erklären.

Erst als ich deprimiert und erschöpft am Boden lag, merkte ich, dass es für mich über das gute und gesunde Maß hinaus wichtig war, was Menschen von mir dachten und über mich sagten. Um allen zu gefallen und es allen recht zu machen, habe ich mich sehr angestrengt und verbogen, habe Tag und Nacht geschuftet und mein Bestes gegeben. Aber es war zu viel. Mit fast 40 Jahren war ich nicht mehr imstande, meinen eigenen Anforderungen und denen der Menschen um mich herum gerecht zu werden. So geriet ich in übermäßigen Stress und Leistungsdruck. Alle sollten mit mir zufrieden sein: Ehemann, Kinder, Eltern, Gemeinde, Arbeitgeber, Nachbarn … Gott …  und am schwierigsten – ich selbst!

Letzten Endes musste ich feststellen, dass ich bereit war, zu heucheln oder Druck auf andere auszuüben, um es allen recht zu machen. Es wurde offenbar, dass ich sehr stark von Menschenfurcht geprägt bin. Man kann sagen, dass ich bereit war zu sündigen, weil ich Menschen mehr fürchtete als Gott.

Der Leser kann sich selbst fragen, ob das auch bei ihm der Fall ist. Ich bin überzeugt davon, dass ein solches Denken und Handeln Sünde ist und Buße und Umkehr erfordert. Es kann dich selbst und andere zerstören, und vor allem ehrt es Gott nicht.

Selten waren meine ersten Gedanken „Was denkt Gott darüber?“. Öfter, eher unbemerkt in meinem Inneren, fragte ich mich: „Was denkt Schwester / Bruder XY darüber? Was denken die Nachbarn … ?“ Dazu möchte ich die Bibel zitieren: Menschenfurcht stellt eine Falle; wer aber auf den HERRN vertraut, ist in Sicherheit (Sprüche 29,25).

Es kommt nicht darauf an, ob Menschen gut von mir denken und ich alles tue, was sie wollen, es kommt darauf an, den Willen des Vaters zu tun (Matthäus 7,21).
Bei mir verbarg sich dahinter der zu starke Wunsch, angenommen zu sein, anerkannt zu sein, geliebt und beliebt zu sein. Wie gesagt, über das gesunde Maß hinaus. Es ist nicht möglich, es allen Menschen immer recht zu machen. Wir müssen lernen auszuhalten, dass nicht alle immer mit uns einverstanden sind, auch nicht, wenn wir das Richtige tun. Es kann auch schon mal zu Ablehnung kommen und dazu, dass man uns nicht begeistert zujubelt oder uns dankbar ist oder unser Tun lobt. Das müssen wir lernen auszuhalten. Jesus selbst ging es auch so. Auch Jesus hat „Nein“ gesagt, hat nicht allen geholfen und hat keineswegs von allen Zuspruch bekommen. Es gibt da viele Situationen,  nachzulesen in den Evangelien. Eigentlich ist es nur wichtig, was Gott über unser Tun denkt. Ihm zu gefallen, soll unser Wunsch sein. Tatsächlich ist es aber oft so, dass das, was wir tun, um Gott zu erfreuen, und das, was wir tun, um Menschen zu gefallen, zwei ganz verschiedene Sachen sind.

Ich definierte mich sehr stark über das, was ich tat und leistete, und musste in der Depression, als ich viele Dinge (vor allem „geistliche Dienste“) nicht mehr tun konnte, fragen, was ich eigentlich noch wert bin, wenn ich nicht die (von mir) gewünschte Leistung erbringen kann. Es stellte sich heraus, dass es aus meiner Sicht nicht Gott war, der mir meinen Wert gab, sondern ich selbst und meine Taten und Leistungen meinen Wert bestimmten.

Ich war mir absolut nicht sicher, ob Gott mich liebt. Denn ich glaubte irrtümlich, er müsse mich aufgrund von irgendetwas in oder an mir lieben. Ich hatte nicht begriffen, dass er mich sowieso schon geliebt hat, ehe ich geboren wurde – und lange bevor ich irgendetwas Gutes tun hatte können und etwas Schlechtes hatte bekennen können. Er liebte mich, und Jesus starb für mich, lange bevor ich an ihn glaubte.

Ich begriff auch, dass ich nichts an dieser Liebe ändern kann. Gott würde mich nicht mehr lieben, wenn ich etwas für ihn tat – er hat mich bereits mit maximaler Liebe geliebt, das hat er durch Jesu Tod am Kreuz für mich bewiesen. Er liebt mich nicht mehr oder weniger, weil ich Gutes oder Schlechtes tue. Gott der Vater sieht mich durch Jesus Christus, und in seinen Augen bin ich gerecht.

2.Timotheus 1,9: Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde.
Das heißt, ob ich depressiv und kraftlos bin oder aktiv und voller Energie mitarbeite, das ändert nichts an der Sicht, die Gott auf mich hat. Er hat schon entschieden, was er über mich denkt, und das hängt viel weniger von mir selbst ab, als ich dachte. Das zu begreifen, hat mir geholfen zu glauben und zu verstehen, dass es keine Verdammnis mehr gibt, für die, die in Christus sind. Römer 8,1: So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Ich hatte also bis dahin ein falsches Gottesbild. Ich dachte, Gott wäre so wie ich und andere Menschen. Aber Gott ist ganz anders! Unser Denken über Gott muss geprägt sein von Gott und seinem Wort. Wenn du in einer Depression steckst, ist dein Gottesbild oft verschoben. Es ist gut, wenn andere dir helfen zu sehen, wie Gott wirklich ist und wie er über dich denkt. Sichere Aussagen dazu finden sich eigentlich nur in der Bibel. Alles andere ist schwammig und hilft nicht, wenn du im “Tal des Todesschattens” sitzt und sowieso an allem zweifelst. In solchen Momenten brauchst du absolut zuverlässige Aussagen. Gefühle, Gedanken oder Meinungen zu der Frage „Wie ist Gott?“ helfen da nicht weiter.

Ein weiteres Thema würde ich „Kraft und Schwäche“ nennen. Dabei geht es mehr um mein Selbstbild, als um mein Gottesbild. Vor der Depression gehörte ich eher zu den starken Frauen. Das wollte ich auch so. Schwäche widerte mich regelrecht an, und ich tat alles dafür, nicht schwach zu sein oder schwach zu erscheinen. (Das war auch sehr schwierig für unsere Ehe, am Rande bemerkt.)

Gott hat eine andere Sicht darauf als wir Menschen. Für uns ist Kraft etwas Attraktives, und wir werten sie eher als ein Zeichen für Segen und Fülle. Gott aber findet menschliche Schwachheit nicht so problematisch. Es ist vielmehr eine Möglichkeit, ihm die Ehre zu geben. Denn dadurch, dass wir schwach sind, kann sich seine Kraft oft erst richtig zeigen. 2.Korinther 12,9: Meine Kraft … ist in den Schwachen mächtig /… kommt in Schwachheit zur Vollendung /… wird in Schwachheit vollkommen. Wir würden Gott gern mit Kraft und Gesundheit und unseren Fähigkeiten ehren. Was aber, wenn er in unserer Schwachheit, Krankheit und Unfähigkeit verehrt werden möchte? Sagen wir ja, auch zur Depression, die uns für eine bestimmte Zeit von Gott verordnet ist, dann ist das eine Möglichkeit zu zeigen, dass wir an einen allmächtigen Gott glauben, der auch mit uns keine Fehler macht? Ich verstehe immer mehr, dass es Gott wohlgefällig ist, wenn seine Kinder sich in Schwachheit, Krankheit und Not an ihn klammern, ohne den Ausweg oder das Ende der Sache absehen zu können. Das verherrlicht und ehrt Gott, denn wie könnte man Vertrauen besser ausdrücken und zeigen, als eben so? Ist das nicht Glaube? Eine Wirklichkeit dessen, was man hofft, ein Überzeugtsein von Tatsachen, die man nicht sieht? (Hebräer 11,1). Insofern ist jeder, der im dunklen Tal des Todesschattens an Gott festhält, ein Glaubender, der den Herrn verherrlicht, und ich denke, das gefällt ihm.

In 2. Korinther 4,7ff. steht:

Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Kraft von Gott sei und nicht von uns.  Wir werden überall bedrängt, aber nicht erdrückt; wir kommen in Verlegenheit, aber nicht in Verzweiflung; wir werden verfolgt, aber nicht verlassen; wir werden niedergeworfen, aber wir kommen nicht um; wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umher, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird.

Paulus weiterhin über Schwachheit:

Es wird gesät in Unehre und wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit und wird auferweckt in Kraft (1.Korinther 15,43).

Wenn ich mich rühmen soll, so will ich mich meiner Schwachheit rühmen (2.Korinther 11,30).

Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne (2.Korinther 12,9).

So, denke ich, sollen wir unsere Schwachheit (Depression) annehmen und versuchen zu tun, was wir mit Gottes Kraft tun können. An manchen Tagen wird seine Kraft nur reichen, um aufzustehen und unsere Familie mit dem Nötigsten zu versorgen oder zur Arbeit zu gehen und gegen die finsteren Gedanken in unserem Kopf anzukämpfen. Dann dürfen wir am Ende des Tages Gott danken, dass er uns dafür in unserer Schwachheit genug Kraft gegeben hat. Jeder Tag, an dem wir noch leben und noch hier sind, ist ein Tag, an dem wir abends sagen können: „Danke Herr, du hast es heute wieder mit mir geschafft!“ Zur Zeit der Depression war ich in der häuslichen Krankenpflege tätig. Ich kann mich an Tage erinnern, an denen ich auf den Fahrten von einem Patienten zum nächsten geheult habe. Ich war verzagt und traurig und schwach. Manchmal habe ich ein Lied unter Tränen gesungen. Dann bin ich in die Häuser der Kunden gegangen, habe sie versorgt. Gott hat mir die Kraft gegeben, und im Auto habe ich wieder geweint. Das war nicht die Art, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber ich muss sagen, dass Gott mir genau die Kraft gegeben hat, die nötig war.

Ich denke, es ist klug und weise, wenn wir auch in der Depression Gott bitten, uns zu zeigen, ob es Sünde in unserem Leben gibt, die wir noch zu bereinigen haben.

Da möchte ich das ganz große Thema Vergebung ansprechen. Wenn mich Niedergeschlagenheit und Traurigkeit in Beschlag nehmen, ist es gut, nach Wut und den Ursachen der Wut in meinem Leben zu suchen. Bekomme ich vielleicht gerade nicht, was ich will, und bin deshalb wütend? Bin ich verzweifelt, weil ich meine, mir steht etwas Bestimmtes zu, und ich erhalte es nicht?

Zum Beispiel Liebe von meinem Partner oder meiner Familie, Respekt von meinen Kindern, Ehre von meinen Kollegen, Freundlichkeit von meinen Nachbarn oder was auch immer. Wenn Menschen uns nicht so behandeln, wie wir es uns wünschen und wie es vielleicht auch richtig wäre, dann kann es uns tief innen verletzen, ärgern und auch wütend machen. Manchmal erkennen wir es gar nicht und werden deprimiert, ohne genau sagen zu können, warum.

Viele von uns müssen mit Dauerverletzung leben, werden über Jahre hinweg immer wieder an den gleichen Stellen gekränkt, verletzt, geschädigt. Das kann sehr leicht zu Depressionen führen, und wir brauchen Gottes Gnade, um damit richtig umgehen zu können und immer wieder zu vergeben. Das ist eine übermenschliche und unnatürliche Handlung, die wir aus uns selbst heraus weder tun wollen, noch tun können. Mit Gottes Hilfe und durch das Vorbild von Jesus Christus ist es aber möglich. Wir vergeben, weil uns vergeben wurde. Ich durfte lernen, das, was mir immer wieder angetan wurde, auch immer wieder zu vergeben. Das war mit Sicherheit auch eine wichtige Lektion.

Hierfür ist es elementar wichtig, das Evangelium wirklich zu verstehen, zu glauben und uns selbst – gerade in der Depression – immer wieder zuzusprechen. Nur durch das Wissen, dass Jesus Christus am Kreuz für meine Schuld gestorben ist, begraben wurde, auferstanden ist und jetzt für mich bei Gott, dem Vater, eintritt, nur dadurch weiß ich sicher, dass mir ein für alle Mal vergeben ist, und kann selbst immer wieder vergeben und in innerer Freiheit leben.

Ich habe versucht, mein Leben und meine Beziehungen wirklich zu durchforsten und zu schauen, ob ich irgendjemandem, irgendwo in einem versteckten Winkel meines Herzens noch nicht vergeben habe, etwas nachtrage, ein bisschen Bitterkeit konserviere … um wirklich froh und frei zu werden, ist es wichtig, dass wir alles vergeben, auch die kleinen alltäglichen Kränkungen, erst recht die großen, tiefen Verletzungen. Leider stelle ich immer wieder bei mir fest, dass ich binnen kürzester Zeit aus Unversöhnlichkeit heraus depressiv verstimmt werden kann. Wenn man nun also eine große unvergebene Last über Jahre mit sich herumträgt, ist eine Depression, denke ich, unvermeidlich.
Egal wie lange das Geschehene her ist und wie schlimm es gewesen ist, egal wie viel „Gras über die Sache gewachsen ist“  – wenn du noch nicht vergeben hast, tu es am besten sofort. Dabei kann es hilfreich sein, die Sache vor einem andern Gläubigen auszusprechen und mit ihm gemeinsam zu beten.  

Wer nicht bereit ist komplett und vorbehaltlos zu vergeben, ist dazu verdammt, gefoltert zu werden von Wut, Bitterkeit, Hass, Traurigkeit etc. So verstehe ich Matthäus 18, 21-35.

Umgekehrt hilft es mir auch, wenn ich immer wieder meine eigene Schuld vor Gott und Menschen bekenne und um Vergebung bitte. Schiebe ich das vor mir her, geht es mir oft tagelang elend. Die Depression kann helfen, uralte, aber unbereinigte Schuld aufzudecken oder überhaupt sensibel zu werden für die absolute Wichtigkeit der Vergebung. Wir lesen es bei David in den Psalmen, wie sehr er unter der Schuld gelitten hat, und wie sie ihn krank gemacht hat (Psalm 32). 

Die Depression hat mein Gottesbild verändert.

Eben durch diese Unfähigkeit zu tun und zu leisten, wie ich es gewohnt war, musste ich mich ganz neu mit meiner Identität, meinem Selbstbild, auseinandersetzen. Wer bin ich eigentlich? Wie sieht Gott mich? In seiner Gnade hat Gott mein falsches Denken über ihn und mich aufgedeckt. Ich habe das oben bereits erwähnt. Das war so heilsam. Ich habe wohl zum ersten Mal im Leben Gottes tiefe Liebe für mich wirklich angenommen und geglaubt. Gottes bedingungslose Liebe. Gottes opferbereite Liebe. Ich bin immer noch am Lernen und Verstehen. Es gibt wohl wenig, was mir schwerer fällt zu glauben, als dass Gott mich wirklich liebt, mag, will, gut findet … mit allem, was er so an mir gemacht hat. Dazu war mir die Depression eine große Hilfe. Ich durfte ihm auch meine ganze Verzweiflung sagen, sie vor ihm aussprechen. Das habe ich mir bei Hiob abgeschaut. Ich dachte mir: Wenn Hiob das sagen durfte, und Gott es hat in die Bibel schreiben lassen, dann kann ich das ja auch machen. So habe ich Gott alles gesagt, was ich dachte und fühlte. Gott hat das ausgehalten und mich weitergeliebt und mir auch gezeigt, wo ich einfach nur Unrecht habe.
Obwohl man meinen könnte, dass eine Depression dazu führt, dass man Angst vor Gott bekommt oder ihn als einen strafenden, lieblosen Gott erlebt, der einen leiden lässt, ist bei mir genau das Gegenteil passiert. Ich durfte Gott kennenlernen als meinen liebenden Vater und meinen aufopferungsvollen Herrn Jesus. Gerade im allertiefsten Moment, als ich nicht mehr leben wollte, als ich aus Gottes Hand springen und alles hinter mir lassen wollte, weil ich mir sicher war, dass ich es nicht mehr aushalte, da hat Gott mich fühlen und erfahren lassen, dass sein Wort wahr ist – auch in meinem Leben. Das werde ich wohl nie vergessen. Er hat mich einfach festgehalten. ER hat mich bewahrt, ER hat mich vor mir selbst beschützt. ER hat MICH gehalten, als ich ihn loslassen wollte. Johannes 10, 27-28: …und niemand wird sie aus meiner Hand reißen … und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen … Das war ein schrecklicher Moment, ein ganz schrecklicher, aber im Rückblick ein wunderbares Erleben der Gnade Gottes.  

Wie kann ich Gott selbst in der Depression verherrlichen? Die kurze Antwort lautet: Ausharren!

Und ihn bitten, die Depression zu benutzen, um etwas Schönes aus dir zu machen, Dreck rauszuspülen. Achtung! Ich möchte mit diesem Text nicht sagen, dass Depressionen immer unmittelbar mit einer offensichtlichen Sünde in unserem eigenen Leben zu tun haben. Es gibt viele Ursachen, weshalb man depressiv wird. Nicht selten ist es die Sünde anderer Menschen, die an uns schuldig geworden sind und unsere nicht heilsame Reaktion darauf, die uns deprimiert und niederdrückt bis hin zur Verzweiflung. Unser Leben hier auf der Erde ist geprägt von Sünde und Schuld, unserer oder die unserer Mitmenschen. Solange wir in dieser gefallenen Welt leben, wird es mit Sicherheit Depressionen geben. Ich nehme an, sie werden mehr und nicht weniger. Gründe dafür gibt es genug. Aber wir haben einen Gott, der damit umgehen kann. Das ist sehr tröstlich. Ich denke, Depressionen gab es schon zur biblischen Zeit – auch wenn sie damals nicht so genannt wurden, finden wir die Symptome in der Bibel. Einige Beispiele:

  • Ich bekomme nicht meinen Willen oder nicht das, wovon ich meine, dass es mir zusteht: Ahab und Jona
  • Ich habe gesündigt und möchte es nicht zugeben: David
  • Ich bin erschöpft vom Dienst für den Herrn: Elia, vielleicht auch Paulus
  • Ich bin Opfer von absolut ungerechter Behandlung und kann nichts dagegen tun: David

Fragen, die für mich wichtig waren:

  • Warum versuche ich, immer alles perfekt zu machen, warum versuche ich, es immer allen recht zu machen? Warum ist es mir so wichtig, was Menschen über mich denken?
  • Glaube ich, dass Gott mich liebt? Wer bin ich eigentlich, und wer oder was gibt mir Wert?
  • Wie werde ich meine zermürbende Schuld und die Anklagen los?
  • Welchen Sinn hat mein Leben, wenn ich nie wieder aus diesem Zustand heraus komme?

Was ist Bekehrung? (3) – Buße ist kein Werk!

cry-1316458_1280Ich erinnere mich noch an einen Beitrag auf einer Konferenz in meiner Jugend, wo jemand sagte: „Das einzige gute Werk, dass ich in meinem Leben getan habe, war, mich zu bekehren.“ Ich merkte, dass ich innerlich stutzte: Also ist er doch durch ein Werk gerettet worden? Durch ein gutes? Irgendwie ist das doch ein Widerspruch dazu, dass wir allein aus Glauben gerettet werden?!

Leider bin ich diesem Verständnis danach noch oft begegnet. Buße ist etwas, was ich tun muss (vielleicht liegt es auch an der deutschen Sprache). Auch denken manche, sie müssen sich in ein Gefühl der Zerknirschung hineinsteigern, damit sie wirklich Buße getan haben. Im Grunde sind wir nicht anders als die mittelalterlichen Flagellanten, nur dass wir uns nur emotional geißeln. Aber der Gedanke der Selbstbestrafung steckt auch bei uns dahinter. Wenn wir schon das Gesetz nicht halten können, so müssen wir uns als Wiedergutmachung doch wenigstens lang und ausdauernd über unsere Sünde grämen.

Aber Gottes Wort ist uneingeschränkt wahr, und auch durch „Buße“ können wir uns den Himmel nicht verdienen. Deshalb haben Menschen, die ihre Rettung auf ihre eigene Willensentscheidung bauen, auch so oft keine Heilsgewissheit. Man weiß ja nie, ob man genug gewollt hat und genug zerknirscht war.

Aber was ist dann Buße? Buße ist 1. Einsicht und Erkenntnis, dass ich auf einem Weg in den Abgrund und völlig verloren bin, und 2. Annehmen des Angebotes dessen, der mich davon retten kann und will. Selbstbestrafung und Selbstverbesserung haben damit absolut nichts zu tun. Alles ist Geschenk – was nicht bedeutet, dass nicht vielleicht doch ein paar Tränen fließen, vor allem Tränen darüber, diese so unverdiente Liebe beleidigt zu haben, und dann Freudentränen. Aber Tränen sind keine Voraussetzung.

Paulus sagt über seine jüdischen Brüder, dass sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht untergeordnet haben, weil sie ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten wollten. Da das unmöglich war, blieben sie verloren, was ihm das Herz schwer machte. Die Erlösung war ihnen so nah, aber sie nahmen sie nicht an, weil sie unbedingt irgendwie daran mitwirken wollten.

Das also ist wahre Buße und Bekehrung: Ich ordne mich der Gerechtigkeit Gottes unter, indem ich einsehe, dass ich nichts, aber auch gar nichts dazu beitragen kann, und mein Vertrauen ganz auf Jesus setze, der für meine Sünden gestorben ist, und der auferstanden ist, damit ich ein neues Leben leben kann, und der mir seinen Geist schenkt, um das in mir zu realisieren.

Morgenlied

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Ich halte mein Gesicht in deine Sonne.
Du füllst mich auf mit Liebe und mit Licht.
Den ganzen Müll werf ich in deine Tonne,
denn alles, was uns trennt, das will ich nicht.

Ich lass mich reinigen durch deine Gnade,
wo dein Licht dunkle Flecken offenbart.
Dein Blut macht alles Krumme wieder gerade.
Dann ist mein Himmel wieder aufgeklart.

Ich trinke tief von deinem Bach des Lebens,
der meine Blätter grün und fruchtbar macht.
Du Gott des überströmend reichen Gebens,
du hast mir Glück und Fülle zugedacht.