Caleb Kaltenbach hat eine recht ungewöhnliche Lebensgeschichte, die ihn dazu gezwungen hat, sich mit der Frage vom Verhältnis von Liebe und Wahrheit in besonderer Weise auseinanderzusetzen. Und er kommt zu dem Schluss: Gottes Gnade schreckt vor unserem Schmutz und unserem Chaos nicht zurück.
Caleb Kaltenbach wurde 1978 geboren. Als er 2 Jahre alt war, ließen seine Eltern sich scheiden. Seine Mutter zog aus und veränderte ihren Lebensstil. Nicht lange danach lernte sie Vera kennen und verliebte sich in sie. Sie waren Lebensgefährtinnen bis zu Veras Tod.
Caleb wurde ein hin- und herreisendes Kind. Ferien und Wochenenden verbrachte er oft mit der Mutter und ihrer Freundin, die ihn in ihren Party-Lifestyle der LGBT-Community voll miteinbezogen. Den Rest der Zeit verbrachte er mit dem eher ruhig und zurückgezogen lebenden Vater. Dass auch sein Vater homosexuell war, sollte er erst viel später erfahren.
Er fühlte sich als Kind immer von seinen Eltern geliebt. Er merkte aber auch mehr und mehr, dass ihr Lebensstil nicht die Norm war, und dass nicht jedermann damit einverstanden war. Bei einer der Paraden, an denen er mit seiner politisch aktiven Mutter und ihrer Freundin teilnahm, standen Leute mit Plakaten am Straßenrand. Die Teilnehmer wurden von ihnen beschimpft und mit Urin beschossen. Als er ganz entsetzt seine Mutter fragte, warum diese Leute das taten, bekam er zur Antwort: “Das sind Christen, und Christen hassen uns.” Christen, lernte er, waren der Feind.
Als er 16 Jahre alt war, schnappte er sich eine Bibel aus dem Bücherregal seines Vaters und beschloss, zu einer Bibelgruppe zu gehen und so zu tun, als sei er Christ. Er würde sich die ganze Information aneignen, um sie dann zu widerlegen. Er kannte ein paar Jungs, die schon mal versucht hatten, ihm was über das Evangelium zu sagen, und der eine hatte ihn zu einem Hausbibelkreis eingeladen. Er sagte also zu und ging dorthin.
Was er dann erlebte, verblüffte ihn. Es war gar nicht so einfach, das Christsein zu spielen! Schon die Gebete waren ganz anders, als er das aus der Kirche kannte, die er gelegentlich mit seinem Vater besucht hatte. Diese Leute hier schienen sich mit Gott persönlich zu unterhalten. Und nachdem er eine Weile dorthin gegangen war, stellte er fest, dass dies nicht das war, gegen das er ausgezogen war. Im Gegenteil: Er wollte so gerne aggressive Fragen stellen, aber dieser Jesus drängte sich mit seiner Liebe immer mehr in sein Herz.
Er begann, die Gottesdienste einer christlichen Gemeinde zu besuchen. Er ging zur Jugendstunde. Er lernte immer mehr. Wenn zuhause das Christentum attackiert wurde, schwieg er einfach. Und er konnte nicht mehr aufhören die Bibel zu lesen. Schließlich wurde ihm klar: Egal, was kam, er wollte diesem Jesus nachfolgen. Gregg, ein Freund, den er um Hilfe bat, erklärte ihm den Heilsplan, und er nahm Jesus an. Dann fragte er: Was ist jetzt der nächste Schritt? Gregg erklärte ihm die Taufe. Er fragte, ob sie das jetzt sofort tun könnten? Er wusste, dass seine Eltern ihn als Verräter sehen würden, aber dass er diesen Weg gehen musste. So ließ er sich ohne weitere Verzögerung taufen. Auf dem Heimweg fragte er seinen Freund: “Was mache ich jetzt mit meiner Mutter und Vera?” und Gregg antwortete: “Du kannst nicht aufhören, sie zu lieben.”
Um es kurz zu machen: Sie nahmen es ihm übel, dass er ihn ihren Augen zum Feind übergelaufen und ein Verräter geworden war, aber schließlich zahlten sie ihm sogar die Bibelschule. Er wurde Pastor. Er liebte seine Familie, aber er predigte auch die Wahrheit, dass Gott die Ehe für Mann und Frau gegeben hat und praktizierte Homosexualität Sünde ist. Vera starb an Krebs und lehnte das Evangelium bis zum Schluss ab. Seine beiden Eltern möchten heute Jesus nachfolgen!
Eingewoben in diese persönliche Geschichte sind viele Gedanken darüber, wie die Gnade Jesu aussieht, wie er ein Freund der Sünder war, ohne die Wahrheit je zu kompromittieren, und wie wir ihm da praktisch nachfolgen können. Er stellt viele Fragen, über die die Gemeinde Jesu nachdenken sollte. Er leugnet die Spannung zwischen Gnade und Wahrheit nicht, aber er will uns am Beispiel Jesu und am Beispiel seines eigenen Lebens zeigen, dass es möglich ist, auch wenn es dabei manchmal chaotisch und verwirrend zugeht, und wir nicht damit rechnen können, dass uns jeder immer versteht – und das auf beiden Seiten.
Auf viele der Fragen, die er stellt, gibt es keine einfachen Antworten – und er gibt auch nicht vor, sie alle zu kennen. Es sind manchmal Fragen, von denen man hofft, dass sie sich uns nie stellen werden, z.B. ob wir einem Mann, der sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat, erlauben würden, an einem Frauenbibelkreis teilzunehmen. Und doch fürchte ich, dass wir uns in den kommenden Jahren mehr und mehr mit solchen Dingen auseinandersetzen müssen, wenn wir auch Menschen aus der LGBT – Community mit dem Evangelium erreichen möchten.
Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch! Leider ist es noch nicht ins Deutsche übersetzt. Es gibt Hoffnung, dass Jesus mit den verrücktesten und verwickeltsten Konstellationen zurechtkommt und seine Gnade keine Grenzen und kein “Unmöglich!” kennt.
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