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Was ist Bekehrung? (3) – Buße ist kein Werk!

cry-1316458_1280Ich erinnere mich noch an einen Beitrag auf einer Konferenz in meiner Jugend, wo jemand sagte: „Das einzige gute Werk, dass ich in meinem Leben getan habe, war, mich zu bekehren.“ Ich merkte, dass ich innerlich stutzte: Also ist er doch durch ein Werk gerettet worden? Durch ein gutes? Irgendwie ist das doch ein Widerspruch dazu, dass wir allein aus Glauben gerettet werden?!

Leider bin ich diesem Verständnis danach noch oft begegnet. Buße ist etwas, was ich tun muss (vielleicht liegt es auch an der deutschen Sprache). Auch denken manche, sie müssen sich in ein Gefühl der Zerknirschung hineinsteigern, damit sie wirklich Buße getan haben. Im Grunde sind wir nicht anders als die mittelalterlichen Flagellanten, nur dass wir uns nur emotional geißeln. Aber der Gedanke der Selbstbestrafung steckt auch bei uns dahinter. Wenn wir schon das Gesetz nicht halten können, so müssen wir uns als Wiedergutmachung doch wenigstens lang und ausdauernd über unsere Sünde grämen.

Aber Gottes Wort ist uneingeschränkt wahr, und auch durch „Buße“ können wir uns den Himmel nicht verdienen. Deshalb haben Menschen, die ihre Rettung auf ihre eigene Willensentscheidung bauen, auch so oft keine Heilsgewissheit. Man weiß ja nie, ob man genug gewollt hat und genug zerknirscht war.

Aber was ist dann Buße? Buße ist 1. Einsicht und Erkenntnis, dass ich auf einem Weg in den Abgrund und völlig verloren bin, und 2. Annehmen des Angebotes dessen, der mich davon retten kann und will. Selbstbestrafung und Selbstverbesserung haben damit absolut nichts zu tun. Alles ist Geschenk – was nicht bedeutet, dass nicht vielleicht doch ein paar Tränen fließen, vor allem Tränen darüber, diese so unverdiente Liebe beleidigt zu haben, und dann Freudentränen. Aber Tränen sind keine Voraussetzung.

Paulus sagt über seine jüdischen Brüder, dass sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht untergeordnet haben, weil sie ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten wollten. Da das unmöglich war, blieben sie verloren, was ihm das Herz schwer machte. Die Erlösung war ihnen so nah, aber sie nahmen sie nicht an, weil sie unbedingt irgendwie daran mitwirken wollten.

Das also ist wahre Buße und Bekehrung: Ich ordne mich der Gerechtigkeit Gottes unter, indem ich einsehe, dass ich nichts, aber auch gar nichts dazu beitragen kann, und mein Vertrauen ganz auf Jesus setze, der für meine Sünden gestorben ist, und der auferstanden ist, damit ich ein neues Leben leben kann, und der mir seinen Geist schenkt, um das in mir zu realisieren.

Was ist Bekehrung? (2) – Seitenwechsel

arrows-27112_1280Wir befinden uns in der Zeit nach der Himmelfahrt Jesu. Während in Jerusalem das Erntefest gefeiert wurde, wurde der Heilige Geist auf die Jünger ausgegossen, die zusammen waren, um zu beten und zu warten. Diese erste Ausgießung des Geistes war ziemlich dramatisch. Sie wurde auch von der Umwelt wahrgenommen: Die Menschen hörten ein Geräusch wie von einem gewaltigen Sturm, und als sie zusammenkamen, um zu schauen, was da los war, hörten sie die Jünger in vielen verschiedenen Fremdsprachen reden, die keiner von ihnen gelernt hatte. In Jerusalem hielten sich, vor allem zu Festzeiten, Juden und auch Proselyten (zum Judentum konvertierte Heiden) aus aller Herren Länder auf, und diese Menschen waren bass erstaunt, als sie diese Leute, die offensichtlich alle aus Galiläa stammten, verstanden! Und was sie in diesen Sprachen von sich gaben, war das Rühmen der großen Taten Gottes! Das, in Verbindung mit dem Sturmgeräusch, war gleichzeitig spannend und gruselig und ganz eindeutig übernatürlich; nur konnten sie sich keinen Reim darauf machen. Ein paar Hartgesottene spotteten, aber die meisten waren einfach nur aufgewühlt.

Deswegen ergreift Petrus das Wort. Er erklärt ihnen, dass sich hier vor ihren Augen und Ohren ein Phänomen ereignet, das schon im Alten Testament vorausgesagt war. Er führt die entsprechenden Bibelstellen an, die sie sicher zum großen Teil kennen. Und dann sagt er ihnen, dass das hier alles mit Jesus zu tun hat. Vermutlich war kaum einer dabei, der nicht mitbekommen hatte, dass man vor einigen Wochen kurz vor dem Passafest einen Mann namens Jesus gekreuzigt hatte. Petrus erklärte nun, dass dieser Jesus auferstanden war (diese Gerüchte waren ihnen sicher auch schon zu Ohren gekommen), dass er der Messias war, dass er jetzt bei Gott und zu höchster Macht und Ehre erhoben war und das, was sie hier gerade selbst gehört und gesehen hatten, durch ihn ausgegossen worden war. Und er endet mit einer ziemlich drastischen Feststellung: “So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!” (Apostelgeschichte 2,36).

Diese Männer hatten sich bis hierher mit ihrem Volk und ihren Obersten identifiziert. So ähnlich musste man sich vielleicht als Deutscher nach dem Krieg fühlen, als Filme und Dokumentationen eindeutig bewiesen, welche Gräuel unser Volk verübt hat. Man erkennt plötzlich, was “wir” getan haben, und dass es da eine kollektive Verantwortung gibt, der ich nicht ausweichen kann, und die Konsequenzen nach sich ziehen muss. So ist auch hier der Beweis angetreten worden, dass sie wirklich den Sohn Gottes gekreuzigt haben, dass sie verantwortlicher Teil einer Gesellschaft sind, die unter Gottes Gericht steht.

Und so fragen sie: “Was sollen wir tun? Gibt es noch einen Ausweg für uns? Oder sind wir jetzt verdammt?”

“Es gibt Rettung”, sagt Petrus. “Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.” Das bedeutet: Wechselt die Seite. Wenn ihr eingesehen habt, dass ihr auf der falschen Seite wart, dann stellt euch jetzt öffentlich durch die Taufe auf die Seite des Christus. Bekennt euch zu ihm. Gott vergibt euch diese Schuld, ja, mehr noch: Ihr werdet völlig aufgenommen in die neue messianische Gemeinschaft, die den heiligen Geist empfängt. “Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!” (Apostelgeschichte 2,37-40).

Etwa 3000 Menschen reagierten an diesem Tag mit dem öffentlichen Bekenntnis zu Jesus, wohl wissend, dass sie sich damit gegen die Mehrheitsgesellschaft und ihre Obrigkeit stellten und das heftige Konsequenzen haben konnte. Aber ihnen waren die Augen geöffnet worden für die Realität, dass Jesus Christus der Messias war, dass er der Herr war und letzten Endes der Sieger sein würde. Sie konnten das unmöglich leugnen. Und so machten sie Gebrauch von der Gnade der Vergebung, die ihnen so freigiebig gewährt wurde. Sie mussten nichts tun, nichts zurückzahlen, nicht büßen für ihren Irrtum – sie durften einfach zur richtigen Seite wechseln.

Was bedeutet das für uns? Wir alle gehören von Geburt an zu einer Welt, die Jesus als Sohn Gottes und Herrn ablehnt. Mal tut sie das durch Worte, mal durch Taten. Durch unsere Sünden haben wir ihn mit gekreuzigt.  Und diese Welt steht – auch wenn sie das zu ignorieren versucht – unter Gottes Gericht. Wenn wir das erkennen und zugeben können, wird es unser größter Wunsch sein, die Gnade, die uns angeboten wird, anzunehmen und auf die Seite des Siegers zu wechseln. Die Welt wird darüber – genau wie damals – im Allgemeinen wenig begeistert sein.

Dies ist Teil 2 einer Serie, in der ich versuchen möchte, mit verschiedenen Bildern anhand biblischer Aussagen und Geschichten zu zeigen, was Bekehrung ist.

Was ist Bekehrung? (1)

ask-4438244_1920Das Wort “Bekehrung” war das Rätsel meiner Kinder- und Jugendjahre. Bekehrung, so hatte ich gehört, war notwendig, um in den Himmel zu kommen. Manche beschrieben sie als “180 Grad-Wendung”, andere als “zum Kreuz kommen”. Ich konnte mir nichts drunter vorstellen. Da das Kreuz für mich nicht sichtbar war, dachte ich, man müsste so eine Art Fantasiereise nach Golgatha machen, würde dort irgendwie geheimnisvoll ergriffen und verändert. In Büchern und Heftchen weinten die Leute immer sehr über ihre Sünden und begannen dann ein neues, gutes Leben. Meine Sünden (zumindest manche) taten mir auch Leid, aber mehr wegen der sozialen Folgen – und ja, auch wegen der Angst, in die Hölle zu kommen oder allein auf dieser Welt zurückzubleiben, falls Jesus wiederkam. Wenn man aber wissen wollte, “wie Bekehrung ging”, hieß es, man solle seine Sünden bekennen und um Vergebung bitten. Und dann müsse man einfach glauben, dass man jetzt bekehrt und in Sicherheit sei.

Ich versuchte es (aus Angst vor der Hölle). Es funktionierte nicht. Ich war nicht verändert. Ich war immer noch egoistisch und arrogant, lesesüchtig und ungehorsam und hatte so manches zu verheimlichen.  Irgendwann beschloss ich, dass diese ganze Geschichte entweder nur was für bestimmte Auserwählte war, zu denen ich offensichtlich nicht gehörte, oder dass es diesen Gott gar nicht gab und ich irgendwie mein Leben selbst in die Hand nehmen musste. Und zu dem Zeitpunkt war dieser Wunsch sowieso übermächtig geworden, mein Leben nach meinen eigenen Wünschen und zu meiner eigenen Ehre zu gestalten, so dass ich mehr als willig war, mit dem Zeitgeist zu schwimmen, verstaubte Moralvorstellungen und Restriktionen über Bord zu werfen und mehr oder weniger mein eigener Gott zu werden.

Erst mal ging das aber nicht so einfach wegen der Strenge meiner Eltern, für die ich ihnen immer noch dankbar bin. Ich mag mir kaum ausmalen, was für unwiderrufliche Übel ich mir sonst selbst angetan hätte. In all dem war ich unglücklich und depressiv, weil das Leben keinen Sinn hatte.

Und dann geschah ein Wunder. Der Herr trat in mein Leben, offenbarte mir seine Liebe, zeigte mir, dass er schon weiß, dass ich mich nicht ändern kann und dass er es tun wird. Ein mächtiges Vertrauen durchflutete meine Seele, eine große Leichtigkeit, als diese Last, meine Erlösung selbst bewirken zu müssen, von meinen Schultern genommen war. Denn genauso hatte ich “Bekehrung” immer verstanden: Du musst was tun. Du musst was bekennen. Du musst was glauben. Du musst dein Leben ändern.

Und nun stand ich da und staunte. Ich war ein neuer Mensch. Ich wollte bekennen, aber nicht um für meine Sünden zu büßen, sondern um die Gnade Gottes zu rühmen, der so einen rebellischen Menschen liebt, und auch, weil ich keine “Störung” wollte in diesem neuen Liebesverhältnis. Ich wollte Änderung und vertraute mich begeistert diesem wunderbaren Pädagogen an, den ich in meinem himmlischen Vater gefunden hatte. Ich gab die Verantwortung für mein Leben in die Hände dessen ab, der den besten Plan hatte. Und auf einmal “funktionierte” es – nicht, dass ich plötzlich sündlos und fehlerfrei war, aber dass ich das überhaupt von Herzen wollte, und nicht aus Angst vor der Hölle, sondern aus Liebe. Ja, ich stand da und staunte und dachte: “Es ist passiert. Du bist bekehrt. Er hat es gemacht. Das geht nie mehr weg, und es ist wunderbar. Du bist zuhause angekommen.”

Seitdem beschäftigt mich die Frage immer wieder mal: Was ist Bekehrung eigentlich – im Kern? Denn die Bibel fordert Menschen auf: “Tut Buße und bekehrt euch.” Was ist damit gemeint? Ist es ein “Werk”, das man tun muss? Wieso kann man zu etwas aufgefordert werden, was man gar nicht kann und daran das ewige Schicksal geknüpft werden? Ich kann ja nicht nur von meiner Erfahrung ausgehen.

Vor einiger Zeit kam mir die Idee, mal zu studieren, wie die Bibel, besonders in den Apostelbriefen, Bekehrungen beschreibt. Auch kann man in den Evangelien und in der Apostelgeschichte “Fallstudien” machen. Damit will ich mich demnächst hier beschäftigen.

“Ich bitte dich, von wem spricht der Prophet hier?” Das Leiden Jesu im Alten Testamnent ((8)

Jesaja53Auf einer einsamen Straße zwischen Jerusalem und Gaza fährt eine Kutsche. Im Wagen sitzt ein dunkelhäutiger Mann, ganz vertieft in eine Buchrolle, aus der er murmelnd liest.  Auf seiner Suche nach Wahrheit ist er auf den Gott Israels gestoßen, und er hat Jerusalem besucht, um ihn anzubeten und mehr zu erfahren. Von dort hat er sich das Buch des Propheten Jesaja mitgebracht.

Er ist der Schatzmeister der Königin von Äthiopien, aber sein Herz ist auf der Suche nach mehr als Karriere und Reichtum. Er hat schon gelernt, dass der Gott Israels Gerechtigkeit und Sünde sehr ernst nimmt. Ständig werden Opfer im Tempel dargebracht, um Sühne zu leisten. Aber wie kann er, ein Heide, fern von israelitischem Boden, mit Gott versöhnt werden und Frieden haben?

Was er nun hier liest, ist interessant. Wenn er nur wüsste, um wen es geht! Da ist von einer Person die Rede, die ihr Leben als Schuldopfer gibt, und von anderen, die dadurch Frieden und Heilung bekommen. Aber wer ist diese Person? Spricht der Prophet hier von sich selber? Dann wäre es eine alte Geschichte … Wie er sich nach diesem Frieden sehnt! Er muss wissen, von wem hier gesprochen wird. Aber er kommt nicht weiter.

Ein Mann ist schon ein paar Meter neben seinem Wagen hergelaufen und hat seinem Lesen zugehört. Jetzt spricht er ihn an: “Verstehst du denn, was du liest?”  “Wie sollte ich, wenn es mir keiner erklärt!” Vielleicht hat dieser Mann Ahnung? Vielleicht hat Gott die Fragen seiner Seele gesehen und ihn geschickt? “Steig doch auf und setz dich zu mir!”  Und ohne weitere Höflichkeiten tauchen sie in den Text ein:

Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war.

“Ich bitte dich, von wem spricht der Prophet hier?”

Die nun folgende Unterhaltung ist rekonstruiert. In der biblischen Geschichte steht nur, dass Philippus – so hieß der 2. Mann – ihm ausgehend von dieser Stelle das Evangelium erklärte. Das mag in etwa so ausgesehen haben:

Ich kenne den, von dem er spricht! Sein Tod hat vor noch nicht allzu langer Zeit Jerusalem erschüttert. Es ist Jesus, der Sohn Gottes. Er ist als Mensch auf diese Erde gekommen, um uns zu retten vor dem Zorn Gottes. Er ist der vor langer Zeit verheißene Messias Israels. Er hat all die Wunder und Zeichen des Messias getan: Er hat Lahme und Blinde geheilt, Dämonen ausgetrieben, Brot vermehrt, Stürme gestillt, und die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt. Er hat Sünder angenommen und ihnen vergeben. Aber unsere Obersten hassten ihn, weil er ihnen die Wahrheit sagte über ihre Heuchelei, und weil sie eifersüchtig waren. Sie haben ihn unter falscher Anklage den Römern überliefert und seine Kreuzigung gefordert. Und er hat sich ohne Widerstand verhaften, foltern und töten lassen. Was damals niemand verstand, obwohl er es oft gesagt hatte, war, dass er sein Leben als Schuldopfer geben wollte. Er ist der, von dem hier die Rede ist: Das Lamm Gottes, das alle anderen Opfer für immer überflüssig macht. An diesem Kreuz hat Gott unser aller Schuld auf ihn gelegt, so wie es hier steht:

Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.”

“ Hm. Aber wenn er tot ist, wie kann er dann Nachkommen haben und in die Länge leben und das Licht schauen und all die Dinge, die hier sonst noch stehen? Und wie kann man wissen, dass Gott dieses Opfer angenommen hat?”

“ Ja, das Beste kommt noch! Nachdem er drei Tage im Grab lag – übrigens im Grab eines Reichen, so wie es hier steht! – ist er auferstanden. Er ist danach vielen Menschen erschienen, seinen Jüngern und mehr als 500 glaubwürdigen Zeugen, und er war noch über 40 Tage bei seinen Jüngern und hat sie unterwiesen. Dann ist er vor ihren Augen in den Himmel aufgefahren. Dort sitzt er jetzt zur Rechten Gottes. Von dort hat er auch allen, die an ihn glauben, den Heiligen Geist geschickt, der eine unerschütterliche Gewissheit in ihr Herz senkt, dass sie Gottes Kinder sind.”

Im Herzen des Schatzmeisters breitet sich eine große Hoffnung aus. Wenn Jesus auch für ihn das Opferlamm geworden ist und er diesen Heiligen Geist bekommen und mit nach Hause nach Äthiopien nehmen kann, dann will er das haben! Sofort! Dort hinten ist eine Wasserstelle, und er will getauft werden und seine Annahme dieses Opfers bekennen! “Gibt es ein Hindernis, dass ich getauft werde?”  “Glaubst du von ganzem Herzen?” “Ja!” Sie halten an, und Philippus tauft ihn ohne Zögern. Dann nimmt der Geist Gottes den Philippus weg. Er wird auch nicht mehr gebraucht, denn der Schatzmeister ist mit einer tiefen Freude  und Gewissheit erfüllt. Das Problem seiner Schuld ist gelöst, und er hat einen auferstanden Herrn im Himmel und den Heiligen Geist, der ihn leiten wird.

Die Geschichte steht in der Bibel in Apostelgeschichte 8; der Text aus Jesaja, der den Kämmerer beschäftigte, steht in Jesaja 53.

Bildquelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Isaiah_53#/media/File:Great_Isaiah_Scroll_Ch53.jpg  Isaiah 53 in the Great Isaiah Scroll, found at Qumran and dated to the 2nd century BCE, public domain

Gelesen: “Messy Grace”–Wie ein Pastor mit homosexuellen Eltern lernte, andere zu lieben, ohne seine Überzeugungen zu opfern

Messy Grace: How a Pastor with Gay Parents Learned to Love Others Without Sacrificing ConvictionCaleb Kaltenbach hat eine recht ungewöhnliche Lebensgeschichte, die ihn dazu gezwungen hat, sich mit der Frage vom Verhältnis von Liebe und Wahrheit in besonderer Weise auseinanderzusetzen. Und er kommt zu dem Schluss: Gottes Gnade schreckt vor unserem Schmutz und unserem Chaos nicht zurück.

Caleb Kaltenbach wurde 1978 geboren. Als er 2 Jahre alt war, ließen seine Eltern sich scheiden. Seine Mutter zog aus und veränderte ihren Lebensstil. Nicht lange danach lernte sie Vera kennen und verliebte sich in sie. Sie waren Lebensgefährtinnen bis zu Veras Tod.

Caleb wurde ein hin- und herreisendes Kind. Ferien und Wochenenden verbrachte er oft mit der Mutter und ihrer Freundin, die ihn in ihren Party-Lifestyle der LGBT-Community voll miteinbezogen. Den Rest der Zeit verbrachte er mit dem eher ruhig und zurückgezogen lebenden Vater. Dass auch sein Vater homosexuell war, sollte er erst viel später erfahren.

Er fühlte sich als Kind immer von seinen Eltern geliebt. Er merkte aber auch mehr und mehr, dass ihr Lebensstil nicht die Norm war, und dass nicht jedermann damit einverstanden war. Bei einer der Paraden, an denen er mit seiner politisch aktiven Mutter und ihrer Freundin teilnahm, standen Leute mit Plakaten am Straßenrand. Die Teilnehmer wurden von ihnen beschimpft und mit Urin beschossen. Als er ganz entsetzt seine Mutter fragte, warum diese Leute das taten, bekam er zur Antwort: “Das sind Christen, und Christen hassen uns.” Christen, lernte er, waren der Feind.

Als er 16 Jahre alt war, schnappte er sich eine Bibel aus dem Bücherregal seines Vaters und beschloss, zu einer Bibelgruppe zu gehen und so zu tun, als sei er Christ. Er würde sich die ganze Information aneignen, um sie dann zu widerlegen. Er kannte ein paar Jungs, die schon mal versucht hatten, ihm was über das Evangelium zu sagen, und der eine hatte ihn zu einem Hausbibelkreis eingeladen. Er sagte also zu und ging dorthin.

Was er dann erlebte, verblüffte ihn. Es war gar nicht so einfach, das Christsein zu spielen! Schon die Gebete waren ganz anders, als er das aus der Kirche kannte, die er gelegentlich mit seinem Vater besucht hatte. Diese Leute hier schienen sich mit Gott persönlich zu unterhalten. Und nachdem er eine Weile dorthin gegangen war, stellte er fest, dass dies nicht das war, gegen das er ausgezogen war. Im Gegenteil: Er wollte so gerne aggressive Fragen stellen, aber dieser Jesus drängte sich mit seiner Liebe immer mehr in sein Herz.

Er begann, die Gottesdienste einer christlichen Gemeinde zu besuchen. Er ging zur Jugendstunde. Er lernte immer mehr. Wenn zuhause das Christentum attackiert wurde, schwieg er einfach. Und er konnte nicht mehr aufhören die Bibel zu lesen. Schließlich wurde ihm klar: Egal, was kam, er wollte diesem Jesus nachfolgen. Gregg, ein Freund, den er um Hilfe bat, erklärte ihm den Heilsplan, und er nahm Jesus an. Dann fragte er: Was ist jetzt der nächste Schritt? Gregg erklärte ihm die Taufe. Er fragte, ob sie das jetzt sofort tun könnten? Er wusste, dass seine Eltern ihn als Verräter sehen würden, aber dass er diesen Weg gehen musste. So ließ er sich ohne weitere Verzögerung taufen. Auf dem Heimweg fragte er seinen Freund: “Was mache ich jetzt mit meiner Mutter und Vera?” und Gregg antwortete: “Du kannst nicht aufhören, sie zu lieben.”

Um es kurz zu machen: Sie nahmen es ihm übel, dass er ihn ihren Augen zum Feind übergelaufen und ein Verräter geworden war, aber schließlich zahlten sie ihm sogar die Bibelschule. Er wurde Pastor. Er liebte seine Familie, aber er predigte auch die Wahrheit, dass Gott die Ehe für Mann und Frau gegeben hat und praktizierte Homosexualität Sünde ist. Vera starb an Krebs und lehnte das Evangelium bis zum Schluss ab. Seine beiden Eltern möchten heute Jesus nachfolgen!

Eingewoben in diese persönliche Geschichte sind viele Gedanken darüber, wie die Gnade Jesu aussieht, wie er ein Freund der Sünder war, ohne die Wahrheit je zu kompromittieren, und wie wir ihm da praktisch nachfolgen können. Er stellt viele Fragen, über die die Gemeinde Jesu nachdenken sollte. Er leugnet die Spannung zwischen Gnade und Wahrheit nicht, aber er will uns am Beispiel Jesu und am Beispiel seines eigenen Lebens zeigen, dass es möglich ist, auch wenn es dabei manchmal chaotisch und verwirrend zugeht, und wir nicht damit rechnen können, dass uns jeder immer versteht – und das auf beiden Seiten.

Auf viele der Fragen, die er stellt, gibt es keine einfachen Antworten – und er gibt auch nicht vor, sie alle zu kennen. Es sind manchmal Fragen, von denen man hofft, dass sie sich uns nie stellen werden, z.B. ob wir einem Mann, der sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat, erlauben würden, an einem Frauenbibelkreis teilzunehmen. Und doch fürchte ich, dass wir uns in den kommenden Jahren mehr und mehr mit solchen Dingen auseinandersetzen müssen, wenn wir auch Menschen aus der LGBT – Community mit dem Evangelium erreichen möchten.

Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch! Leider ist es noch nicht ins Deutsche übersetzt. Es gibt Hoffnung, dass Jesus mit den verrücktesten und verwickeltsten Konstellationen zurechtkommt und seine Gnade keine Grenzen und kein “Unmöglich!” kennt.